Love, oh Love | 3 Serien über Liebe

Er liebt sie, sie liebt ihn, aber beide finden nicht zueinander … und dann plötzlich doch … hach … Happy End! Serien über Liebe können schnell kitschig und klischeehaft werden. In diesem Beitrag möchte ich euch drei Serien vorstellen, die mich wieder an die Kraft der Liebe in seriellem Erzählen glauben lassen. (Da ich Netflix-Suchti bin, kommen alle drei Serien zufällig von diesem Streaminganbieter. Das soll hier aber keine Schleichwerbung sein. Ganz im Gegenteil: Ich liebe diese drei Serien ganz bedingungslos.)

Easy Lovesick Love: Serien über Liebe

Easy (2016)

Acht Folgen à 30 Minuten, das ist genau die richtige Länge einer Serie für mich. Hinzu kommt, dass ich Easy, geschrieben und inszeniert von Independent-Regisseur Joe Swanberg, unglaublich innovativ finde. In jeder einzelnen Folge lernen wir ein anderes Liebes- oder Sex-Paar und deren Sorgen in unserer medial zugepfropften Gesellschaft kennen.

Es geht um Liebe in Zeiten von Tinder, wenn ein Paar, dessen männlicher Part übrigens von Orlando Bloom gespielt wird, sich eingefahren fühlt und neuen Schwung in die Beziehung bringen will. Ein Dreier soll Abhilfe schaffen. Den findet man natürlich leicht über Tinder, doch irgendwie will das alles nicht so recht klappen.

Oder man nehme die junge Kunststudentin, die nach dem Sex mit einem bekannten Künstler gegen seinen Willen Bilder von ihm macht und sie dann später ausstellt. Der Künstler ist natürlich not amused. Aber so ist das wohl in einer Welt, in der alles immer digitaler wird. Die Rechte am eigenen Bild werden in Easy genauso thematisiert wie das Scheitern an den Idealen des neuen Partners oder der neuen Partnerin.

Das Schönste an Easy ist aber, dass auch nicht-heteronormative und offene Beziehungen dargestellt werden. Damit unterscheidet sich Easy von so vielen, klischeebeladenen Serien über Liebe. Zudem ist jede Folge in sich abgeschlossen, sodass viel mehr kleine Kurzfilme zu sehen sind, in denen allerdings von Zeit zu Zeit immer auch bekannte Gesichter aus den anderen Folgen auftauchen. Einziges Manko an Easy ist, dass es bisher erst eine Staffel gibt. Ich will definitiv noch mehr von dieser Serie sehen!

Lovesick (2014)

Die Ausgangssituation von Lovesick ist sehr witzig. Bei einem Arztbesuch werden bei Hauptfigur Dylan (Johnny Flynn) Chlamydien diagnostiziert. Nun heißt es, allen vergangenen Sexpartnerinnen Bescheid zu sagen und das sind im Fall von Dylan gar nicht mal so wenige. Von Folge zu Folge lernen wir eine neue Ex-Flamme und das dazugehörige Liebesabenteuer kennen. Unterstützt wird Dylan in jeglichen Lebenslagen von seinem Mitbewohner Luke (Daniel Ings) und seiner Ex-Mitbewohnerin und besten Freundin Evie (Antonia Thomas). Und so rückt die Freundschaft der drei auch immer mehr in den Fokus der Serie. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass Evie irgendwie schon immer in Dylan verliebt war, was die ganze Situation nicht unbedingt leichter macht.

Zugegeben, Lovesick ist schon ein bisschen nach dem Schema „Er liebt sie, sie liebt ihn, aber es ist unmöglich, dass sie zueinander finden“ gestrickt. Aber das ist irgendwie egal, denn die britische Serie ist unglaublich witzig – typisch britischer Humor eben. Außerdem sind die Figuren mit ihren kleineren und größeren Problemen sehr sympathisch. Zuzusehen, wie Dylan von einer unangenehmen Begegnung zur nächsten stolpert, macht großen Spaß. (Übrigens ist Hauptdarsteller Johnny Flynn auch ein absolut emfehlenswerter Musiker!)

Manchmal habe ich mich beim Schauen schon gefragt, ob es wirklich möglich ist, dass jemand so viele Sexpartner*innen in so kurzer Zeit haben kann, vor allem da Dylan auf den ersten Blick eher nicht so der Aufreißertyp ist. Solche Ungereimtheiten verzeihe ich Lovesick aber gern angesichts der Message, die diese Serie verbreitet. Sie feiert nämlich eine ganz besondere Form der Liebe: die Freundschaft.

Love (2016)

Zu guter Letzt hab ich mir noch meine absolute Perle unter den Serien über Liebe für euch aufgehoben. Sie trägt den passenden Titel Love und stammt aus der Feder von Judd Apatow, welcher auch für die HBO-Serie Girls verantwortlich ist. Ganz so romantisch und kitschig, wie das zunächst klingt, geht es in der US-amerikanischen Produktion aber nicht zu.

Die beiden Hauptfiguren sind Mickey (Gillian Jacobs) und Gus (Paul Rust), beide leben in Los Angeles. Mickey hat diverse Probleme, sie ist sexsüchtig und neigt zu übermäßigem Alkohol- und Drogenkonsum. Mickey ist ein ziemlich wildes Girl, das ihr Leben nicht so ganz im Griff hat und auch trotz des ausschweifenden Lebensstils nicht wirklich zufrieden ist mit dem, was sie da tut.

Gus dagegen ist ein sehr vernünftiger Typ und für mich definitiv der sympathischste Nerd seit Seth Cohen. Als Gus auf Mickey trifft, gerät sein Leben, wie sollte es anders sein, ins Wanken. Nach anfänglichen Vorurteilen verlieben sich die beiden ineinander und vor allem Gus versucht, mit Mickey mitzuhalten. Das geht natürlich meistens in die Hose und lädt zum liebevollen Fremdschämen ein.

Ich mag Love, weil die Serie die Zeit der ersten Verliebtheit so realitätsnah darstellt. Ständig warten beide auf Nachrichten des anderen, starren aufs Handy, aber wollen auch nicht selbst schreiben, denn man könnte ja zu forsch sein. Die Unsicherheiten der frischen Liebe werden hier wunderbar auserzählt. Hinzu kommen so schöne Szenen wie jene, in der Gus endlich beherzt furzen kann, nachdem er hinter Mickey die Tür zugemacht hat. Einfach herrlich.


Kennt ihr noch andere Filme oder Serien über Liebe, in denen ganz unkitschig Lovestorys erzählt werden?

Kategorie Blog, Mischmasch
Autor

Aufgewachsen im schönen Brandenburg lernte ich schon früh die ländliche Einöde lieben und verteufeln zugleich. Heute kehre ich immer wieder gern heim, wohne allerdings lieber in urbanen Räumen. Lesen geht ja zum Glück überall und bietet Ausflüge in diverse Welten. Hier schreibe ich über meine Lektüren.

2 Kommentare

  1. Hey Juliane, super Artikel! „Love“ werde ich mir auf jeden Fall anschauen (und wenn ich Zeit hab auch noch die anderen beiden Serien). 😉 Hm, ich schau gerade viel Krimi und Science-Fiction, daher fällt mir zur Empfehlung nur „Secret Diary of a Call Girl“ ein (auch auf Netflix). Das klingt erstmal nach viel Sex, ist es auch, aber es geht natürlich auch darum, ob Sex und Gefühle getrennt werden können und wie die Protagonistin versucht, trotz ihres Jobs eine private Liebesbeziehung aufrecht zu erhalten. Kitschig ist das nicht, aber sehr lustig und manchmal auch sehr romantisch und traurig 😉 Kann ich nur empfehlen, obwohl die Serie schon ein paar Jahre alt ist.
    So, und jetzt schau ich mir noch die Seethaler-Rezension an …
    LG, Sabine

    • Hallo Sabine! 🙂
      Vielen Dank für deinen Kommentar und es freut mich, dass ich dich anscheinend auf ein paar neue Serien stoßen konnte. „Love“ ist wirklich wunderbar, die empfehle ich immer wieder gern weiter und freue mich auch schon auf die nächste Staffel. „Secret Diary of a Call Girl“ klingt sehr spannend, vor allem auch thematisch interessant. Werde ich auf jeden Fall mal reinschauen. Danke für diesen Tipp! 🙂
      Liebe Grüße
      Juliane

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