Das Wetter: The Very Best of Vol. I

Alle reden über das Wetter … Wir auch. Und zwar nicht nur mit unseren Eltern, sondern auch über The Very Best of Vol. I (Korbinian). Die Compilation der 22 besten Texte aus fünf Jahren und 16 Ausgaben des Berliner Magazins wurde von Katharina Holzmann und Sascha Ehlert zusammengestellt.

Das Wetter: The very best of Vol. I

Nun tritt die nie verhehlte und praktisch nahtlose Verbindung von Korbinian Verlag und Das Wetter wirklich offen zutage: Eine Auswahl von 22 Wetter-Texten erscheint in einem kleinen, aber überaus dicht bedruckten Bändchen im Korbinian Verlag. Ein Jubelband, sozusagen, und das haben sie sich verdient. Das Wetter schreibt eine wirklich bemerkenswerte Erfolgsgeschichte (wie auch der Korbinian Verlag), die hoffentlich noch lange währen wird.

Überraschend lang liest man an dem kleinen Bändchen. 22 Texte sind ja auch nicht wenig, da hat man sich in Kreuzberg nicht lumpen lassen. Ebensowenig bei den Beiträger*innen, die so ziemlich alle bisherigen Korbinian-Autor*innen – und mit Kat Kaufmann oder Jakob Nolte auch noch ein paar andere durchaus vorzeigbare Namen – einschließen.

Entsprechend abwechslungsreich ist das Ganze: Es gibt kleine Reportagen zwischen Literatur und Musik, Berichte von Konzerten, Bandbesuchen oder andere Events, Essays zu verschiedensten Themen, kleine Pamphlete und natürlich auch erzählende Texte. Allerdings sei dazugesagt, dass die Gattungen hier wild gemischt werden und die meisten Texte mit ihren ganz eigenen Mischungen schillern. Fiktion und Realität sind Wörter, mehr nicht. Das ist interessant und macht den Reiz vieler Texte aus.

Ein wenig enttäuscht war ich jedoch von der Auswahl. Denn hier sind auch viele Texte vertreten, die im Heft von Bildern begleitet wurden, ja teilweise zu diesen geschrieben sind. Abbildungen gibt es im Best of Vol. I allerdings keine. Gerade diese Texte stehen dann doch ein wenig verloren da, ihnen fehlt einfach ein integrer Teil. Doch auch bei anderen Texten, etwa manchen Essays, kam es mir so vor, als sei ein Buch vielleicht nicht ganz das richtige Medium. Zu trocken, zu schmucklos, zu wenig abwechslungsreich stehen sie in der Textwüste da wie verlassene Kakteen. Sie können meiner Meinung nach in dem abwechslungsreichen, luftigen und auch bunten Layout sowie dem ganz anderen Kontext eines Magazins deutlich besser punkten als hier.

Aber vielleicht tritt da auch nur wieder meine allgemeine Unlust an Textsammlungen zutage. Ich mag es, Bücher zu lesen, einzusteigen, abzutauchen, durchzuziehen. Das ist mit Textsammlungen meist nicht so einfach, sie werfen mich immer wieder raus, fesseln nur stellenweise. Hier haben mir die erzählenden Texte mit Abstand am besten gefallen, die Abwechslung durch andere Textsorten war nur hier und da willkommen.

Wie immer ist der Titel adrett gestaltet, wenn auch der Satzspiegel diesmal fast bis in den Anschnitt geht und Vakat- wie Titelseiten mitpaginiert wurden, was ein wenig lieblos wirkt. Für 18 Euro ist das Büchlein für eine Zweitverwertung und auch in Hinblick auf die anderen Korbinian-Bücher für meinen Geschmack ein wenig teuer angesetzt.

Unterm Strich damit größtenteils nicht ganz so meine Tasse Kaffee, weniger (Texte) wäre für mich mehr (Genuss) gewesen. Ein paar meiner Highlights seien aber noch genannt, nämlich die Texte von Sascha Ehlert, Katharina Holzmann, Jakob Nolte und Benjamin Quaderer. Und auch der neue Text von Joshua Groß, der hier als Zugabe hinten dranhängt.

das wetter the very best of vol. 1

Das Wetter: The Very Best of Vol. I

Herausgegeben von Katharina Holzmann und Sascha Ehlert

Korbinian Verlag

144 Seiten | 18 Euro

Erschienen im Oktober 2018

Kategorie Blog, Indiebooks, Rezensionen
Autor

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

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