Und sonst so? [Monatsrückblick Oktober 2023]

Der Überfall der Hamas auf Israel ist nun schon einen Monat her. Seitdem herrscht ein weiterer Krieg auf unserer Erde, der uns alle beschäftigt. Die Gleichzeitigkeit der Dinge fühlt sich momentan besonders brutal an, wenn wir uns über das Gedeihen unseres kleinen Babys freuen. Was sonst so los war bei uns, lest ihr hier.

Gelesen

JULIANE: Stillmahlzeiten können manchmal sehr lang dauern – eines der vielen Learnings aus zwei Monaten mit Baby. Gut, dass es Bücher gibt und immer eine Hand frei ist zum Lesen. So habe ich im Oktober trotz Care-Arbeit ganze drei Bücher gelesen. Zum einen zwei Sachbücher – Migrantenmutti von Elina Penner über den Unterschied zwischen Migra-Eltern und biodeutschen Pendants und Das Ende der Unsichtbarkeit von Hami Nguyen über anti-asiatischen Rassismus –, die beide seeeeehr empfehlenswert sind, zum anderen einen Debütroman, Dotterland von Karoline Therese Marth, von dem ich leider etwas enttäuscht war. Angefangen habe ich zudem Vatermal von Necati Öziri, und ja, es ist wirklich so gut, wie alle behaupten.

STEFAN: Auch ohne Stillen bleibt nicht zu viel Zeit für den Blog, zumindest solange ich noch Vollzeit arbeite. Im Oktober habe ich mich also auf die Kooperation zum Wortmeldungen Ulrike Crespo Förderpreis konzentriert und zehn sehr unterschiedliche und auch für eine weitere literarische Laufbahn vielversprechende Texte gelesen. Dazu kamen die open mike-Texte, die ich in Vorbereitung auf den Wettbewerb gelesen habe.
Viel Nachwuchs also, eine Rezension hat es aber auch auf den Blog geschafft, und zwar Wie ähnlich ist uns der Zackenbarsch, dieses äußerst hässliche Tier von Anita Augustin. Der Roman behandelt das überaus tabuisierte Thema Pädophilie aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Er schafft dadurch für mich eine gute und kritische Sicht darauf, allerdings geht ihm dramaturgisch nach der Hälfte die Luft aus.
Ein paar Bücher gelesen habe ich übrigens trotz aller Pflegearbeit doch, mit etwas mehr Zeit kommen also bald auch wieder neue Rezensionen.

Gesehen

JULIANE: Und auch hier die Gleichzeitigkeit der Dinge in Form von zwei sehr unterschiedlichen Empfehlungen. Um die Ausprägungen und das Entstehen von Antisemitismus besser zu verstehen, haben wir im Oktober die BR-Dokuserie Die Sache mit den Juden (2021) geschaut – sehr empfehlenswert.
Aber auch das Biopic über David Beckham auf Netflix wurde im Hause Poesierausch weggesuchtet – hier lernt man den Ausnahmefußballer und vor allem Victoria Beckham von einer ganz neuen Seite kennen.

STEFAN: Ich habe zwischendrin auch noch eine Serie geschaut, und zwar The Devil’s Hour auf Amazon Prime. Die britische Serie ist erstklassig besetzt und handelt von einer Familie, die praktisch durch die Gardinen unserer Welt in eine andere sehen kann, Es ist etwas Sixth Sense meets Stranger Things, aber ohne Action, sondern mit subtilem Grusel. Vor allem Jessica Raine glänzt in der Hauptrolle, bis zum Ende hält die Serie die Spannung aber irgendwie nicht.
Zusammen haben wir dann noch Last Exit Schinkenstraße gesehen, ebenfalls auf Prime. Die Mallorca-Schlager-Serie mit Heinz Strunk und Marc Hosemann als abgewrackte Mucker ist superweird und cringy, kann durch sein absurdes Feuerwerk schlechter Sprüche aber trotzdem gut unterhalten.
Nebenbei lief übrigens auch noch FCK 2020, eine Doku-Serie auf Netflix über Scooter bzw. H.P. Baxxter, die die Band während der Pandemie begleitet. Richtig krass, in diese Zeit zurückgeworfen zu werfen. Das ist vielleicht neben dem absurd erscheinenden Erfolg von Scooter auch das beste daran: noch einmal zu durchleben, wie komisch das eigentlich alles war.

Gehört

JULIANE: Neben der üblichen Podcasts, die ich so höre – 0630, Drinnies und Monatslese – gesellte sich in diesem Monat eine Folge von Feuer und Brot, dem Podcast von Alice Hasters und Maximiliane Häcke, hinzu. Auf Empfehlung einer Freundin habe ich mal reingehört, weil es in dieser Folge um Maxis Mutterschaft geht, die ähnlich frisch ist wie meine. Musste sehr oft zustimmend nicken beim Hören, ein realistischer Blick auf die anstrengend-schöne Anfangszeit – danke, Anki, für den Tipp! 🙂

STEFAN: Ich habe mich ein bisschen in das neue Blur-Album verguckt. Ich glaube, ich werde jetzt wirklich alt! Aber The Ballad of Darren überzeugt einfach so sehr mit guten Melodien und einem entspannten Sound, dass ich mich immer wieder reinlegen könnte.
Ansonsten freue ich mich schon auf den Mesut Özil-Podcast SchwarzRotGold von Undone, der im November online geht. Fußball, Integration und das Abdriften in türkische Neanazi-Gefilde – da dürfte einiges drin sein.

Gemacht

JULIANE: Neben dem üblichen Babykram – stillen, wickeln, beruhigen, zusammen Pflanzen und Bilderrahmen anglotzen – ging es für mich im Oktober bei Wind und Wetter raus. Das Kind muss täglich gelüftet werden, und so lerne ich meinen Kiez nochmal ganz neu kennen. Zum Beispiel wo man mit Kinderwagen reinpasst und wo nicht – danke an die »Blaue Stunde« auf dem Tempelhofer Feld für die leckersten Outdoor-Waffeln Neuköllns!

STEFAN: Ich war vor allem mit der Vorbereitung zum open mike beschäftigt. Neben dem Lesen der Texte habe ich die Blogredaktion zusammengestellt und mit ihr die Formate dieses Jahres entwickelt. Hier könnt ihr das Ergebnis schon sehen.

Filed under Blog, Mischmasch

Aufgewachsen im schönen Brandenburg lernte ich schon früh die ländliche Einöde lieben und verteufeln zugleich. Heute kehre ich immer wieder gern heim, wohne allerdings lieber in urbanen Räumen. Lesen geht ja zum Glück überall und bietet Ausflüge in diverse Welten. Hier schreibe ich über meine Lektüren.

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