Und sonst so? [Monatsrückblick November 2025]

Grau, grau, grau – endlich November in Berlin! Das Licht ist weg und wir machen das Beste draus. Mit einigen Büchern und Aktivitäten lässt sich auch der Spätherbst wie immer gut rumkriegen. Was sonst noch so los war im November, lest ihr hier.

Gelesen

JULIANE: Mein Lesenovember startete mit dem neuen Roman von Daniela Dröscher. Nachdem mir Lügen über meine Mutter vor einigen Jahren so unfassbar gut gefallen hat (nachzulesen hier), blickte ich sehr gespannt und auch erwartungsvoll auf Junge Frau mit Katze. Der Schreibstil konnte mich wieder einmal überzeugen, Daniela Dröscher hat einen ganz eigenen Ton, der einfach nur schön ist. Inhaltlich konnte mich das Buch dieses Mal leider nicht ganz abholen. Es war mir thematisch zu überfrachtet und hier und da erschien mir die Handlung etwas unplausibel. Sehr schade, aber ich freue mich trotzdem schon auf die weiteren Romane von Daniela Dröscher.
Es folgte die herzerwärmende Novelle Ins hohe Gras von Trevor Noah, in der Übersetzung von Conny Lösch und wunderschön illustriert von Sabina Hahn. Ein sehr schönes Geschenkbuch über Freundschaft und Abenteuerlust.
Abgerundet wurde der November durch Paulina Czienskowskis Roman Dem Mond geht es gut, der zu meinen absoluten Jahreshighlights zählt. Es geht um Mütter, um Töchter, um die Frauen in Familien, es geht um Körper und Sprachlosigkeit. Dabei ist die Sprache der Autorin so einzigartig und eindringlich, dass ich mir für meine Verhältnisse unfassbar viele Eselsohren ins Buch machen musste. Große Empfehlung!

STEFAN: Ich bin mit dem wohl meistprämierten Buch 2025 in den November gestartet, Die Holländerinnen von Dorothee Elmiger. Und was soll ich sagen, der Roman ist schmal, dicht, verworren im Inhalt, aber klar und entschieden in seiner Form – Literatur, wie sie sein soll, und die nicht spurlos an einem vorbeizieht.
Danach habe ich R-O-N=O von I.V. Nuss gelesen, ein Roman ebenso verquer wie sein Titel und gleichzeitig ganz harter trans Tobak. Alles andere als ein easy read, geht es hier immer wieder um Themen wie Selbsthass, Selbstsabotage und Verblendung, aber auch um Begierde und Selbstfindung.
Danach kam dann noch eine ganz andere Wahl, um den Monat etwas leichter zu beenden. Die viktorianische Chaiselongue von Margharita Laski ist die erste deutsche Übersetzung (von Brigitte Jakobeit) des bereits 1953 erschienenen Mini-Romans über eine Frau, die plötzlich als eine andere im viktorianischen England erwacht und in einem fremden Körper gefangen ist. Nicht schlecht geschrieben, aber der Text ist für mich leider gar nicht an die sehr offensiven Blurbs herangekommen und hat sich auf die kurze Strecke eher schon etwas gezogen.

Gesehen

JULIANE: Ich habe die Ausstellung »Diane Arbus: Konstellationen« im Gropius Bau besucht und war sehr angetan von den 454 Schwarz-Weiß-Fotografien der Künstlerin, die einen ganz besonderen Blick auf ihre Mitmenschen offenbaren.

STEFAN: Ich habe aus diversen Gründen im November nochmal ein Prime-Probeabo gehabt und mir die Serie Ballard angeschaut, so etwas wie die Nachfolgerin von meinem Guilty-Pleasure-LA-Cop Bosch, der auch ein paar Auftritte hat. Leider ein wenig repetitiv insgesamt aber eine wirklich gute Polizeiserie mit Maggie Q als klasse Hauptdarstellerin. Bin schon gespannt auf Staffel 2.
Außerdem habe ich mir die ja auch irgendwie literarische Thriller-Serie The Beast in Me auf Netflix angeschaut. Claire Danes und Matthew Rhys duellieren sich in absoluter Topform, der ganze Plot dreht sich um das Verhältnis der blockierten Autorin zu dem zwielichtigen Geschäftsmann, der seine Frau umgebracht haben soll, aber freigesprochen wurde. Spannend, abgründig und einfach toll gespielt.

Gehört

JULIANE: Mitte November war ich zum ersten Mal bei einem BLOND-Konzert und ich würde es immer wieder tun. Drei äußerst talentierte Menschen mit ihren Instrumenten auf der Bühne, kluge Texte, tolle Show und ein richtig nettes Publikum.

STEFAN: Ich war meinerseits im November bei The Notwist im Berliner Lido. Sie waren als Pocketband auf Tour – es gab also kein bis ins Kleinste ausgeklügeltes Elektro-Gefrickel mit Streichern, zehn Synthies und anderen Finessen. Sondern allein die Rumpfbesetzung mit Bass, Schlagzeug und Gitarre (plus gelegentlich Synthies) stand auf der Bühne, und gespielt wurden größtenteils Hits der frühen Hardcore-Alben aus den 1990ern, also vor dem legendären Indietronics-Feuerwerk Neon Golden. Von diesem und späteren Alben gab es ab und an aber auch mal was zu hören. Das hat richtig gescheppert und war einfach gut.

Gemacht

JULIANE: Der Monat begann mit einem gemüüüüütlichen Wellnesswochenende in der »Bleiche« – ein wirklich erholsamer Ort mitten im Spreewald mit einer 24/7 geöffneten Buchhandlung. Was will man mehr?

STEFAN: Am Wochenende nach der »Bleiche« stand gleich das zweite Highlight an, nämlich der open mike, oder Open Mike, wie er jetzt wohl geschrieben wird. Unsere kleine achtjährige Ära als Blogleitung ist letztes Jahr still zu Ende gegangen, sodass wir dieses Jahr zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit einfach nur als Besucher*innen da waren – und das war klasse! Natürlich merkt man dem Wettbewerb an, dass überall gespart werden muss, aber trotzdem ist der open mike der wichtigste deutschsprachige Literaturwettbewerb, und das soll er bitte, bitte auch bleiben. Die Finanzierung für nächstes Jahr steht, wir drücken schon die Daumen für 2027 (und schreiben ihn weiter klein, nehmt das!).

Kategorie Blog, Mischmasch

Aufgewachsen im schönen Brandenburg lernte ich schon früh die ländliche Einöde lieben und verteufeln zugleich. Heute kehre ich immer wieder gern heim, wohne allerdings lieber in urbanen Räumen. Lesen geht ja zum Glück überall und bietet Ausflüge in diverse Welten. Hier schreibe ich über meine Lektüren.

Kommentar verfassen