Der Fänger im Roggen ist wohl einer der bedeutendsten Adoleszenzromane unserer Zeit. Aber nicht nur das! Er ist auch das Lieblingsbuch meines Freundes Basti. Und weil er Salingers Roman so sehr mag, erzählt er uns auch, warum. Vorhang auf:
J. D. Salinger
The catcher in the rye
Little Brown
erstmals erschienen im Juli 1951
Das Besondere?
Ich muss zugeben, dass ich den Fänger im Roggen und auch J. D. Salinger erst recht spät für mich entdeckte. Ein guter Freund hatte mir das Buch zum 18. Geburtstag geschenkt, nachdem er mir schon zigmal erklärt hat, wie großartig es doch sei. Und er hat Recht behalten. Es ist bis heute eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Das Besondere an dem Roman ist natürlich der Protagonist Holden Caulfield, um den sich die gesamte Geschichte spinnt. Ich habe eine Weile gebraucht, um mit ihm warm zu werden. Denn auf den ersten Blick scheint er nicht viel mehr zu sein als ein egoistischer, neunmalkluger Teenager, der die meisten Erwachsenen um sich herum für verlogen hält und dem es generell schwer zu fallen scheint, andere Menschen an sich heran zu lassen. Kurzum: Die Außenwelt ist ihm ein Schrecken.
Und trotzdem ist es vielleicht genau diese Haltung, die, verbunden mit den dahinter stehenden Motiven, die Besonderheit des Romans ausmachen. Holden Caulfield fühlt sich Anfang der 1950er Jahre unverstanden. Er kann mit den Werten der Generation seiner Eltern nicht mehr viel anfangen und versucht auf seine eigene Art und Weise dagegen anzukämpfen.
Man kann davon halten, was man mag und sicherlich ist das nur eine von vielen Lesarten des Fänger im Roggen. Aber die seitdem mehr als 60 Millionen verkauften Exemplare scheinen doch ein Beleg dafür zu sein, dass Holden Caulfield mit seinen Ansichten nicht ganz allein war bzw. immer noch ist.
Die zweite Besonderheit des Romans liegt meiner Meinung in den Dialogen. J. D. Salinger kommt ohne große Beschreibungen der einzelnen Personen aus. Allein anhand der Dialoge bekommt man eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer dieser Holden Caulfield eigentlich ist, wie er aussieht, was er anhat und so weiter. Dasselbe gilt für die anderen Charaktere.
Drittens mag ich den Sprachstil (vielleicht sollte man es „slang“ nennen) des Buches. Es wirkt anfangs vielleicht etwas ungewohnt, aber zu keiner Zeit aufgesetzt, nervig oder gewollt cool, sondern mit der Zeit einfach nur angenehm ehrlich.
Jahreszeitenlektüre?
Viele meinen, dass das Hauptmotiv in Salingers Roman zeitlos sei. Deshalb braucht es erst recht keine bestimmte Jahreszeit, um gelesen zu werden.
Song zum Buch?
Ganz klar Bodi Bill mit I Like Holden Caulfield.
Lieblingszitat?
Es gibt einfach zu viele gute Zitate. Aber ich würde sagen, dass dieses hier dazu zählt. Auch, weil es sich an einer Schlüsselstelle des Buches befindet:
That’s the whole trouble. You can’t ever find a place that’s nice and peaceful, because there isn’t any. You may think there is, but once you get there, when you’re not looking, somebody’ll sneak up and write „Fuck you“ right under your nose. Try it sometime. I think, even, if I ever die, and they stick me in a cemetery, and I have a tombstone and all, it’ll say „Holden Caulfield“ on it, and then what year I was born and what year I died, and then right under that it’ll say „Fuck you“. I’m positive, in fact.
„FreundInnen lesen“ ist eine tolle Rubrik! Gefällt mir super gut, vor allem die Angabe „Song zum Buch“. Bin gespannt auf weitere Artikel.
Liebe Eva,
danke für das Kompliment. Mir liegt die Rubrik auch wirklich sehr am Herzen. Freut mich, dass sie dir so gefällt. 🙂
Liebe Grüße
Jule
Bemerkenswert! Der Kultstatus dieses Buches hat mich immer irritiert.
Ich erinnere mich, dass wir es als Lektüre im Englischunterricht hatten. Und dass ich nie eine Zeile weitergelesen habe, als uns der Lehrer zu lesen aufgab. Auch später nicht, – wir hatten es wohl nur zu einem Drittel durchbekommen.
Keine Ahnung, ob dass das allgemeine Schicksal von Schullektüren ist, dass Schüler sie nicht mögen. Jedenfalls gab es in den ersten Kapiteln nichts, was mich auch nur in irgendeiner Weise fesseln konnte, weder der Protagonist noch die Handlung und erst recht nicht die Sprache. Gemessen am Erscheinungsdatum waren wir ja schon die Generation danach, – auch nach unseren Lehrern, die in ihrer Jugend vielleicht vom Fänger im Roggen fasziniert waren.
Nicht, dass wir damals nicht auch den Ausbruch aus den Verhältnissen suchten, in denen wir lebten. Aber das taten wir auf einer ganz anderen Ebene.
Lieber Ismael,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich denke, dass Pflichtlektüre in der Schule oft mit einer undankbaren Erwartungshaltung oder sogar Unlust gelesen wird. Mir ging das meistens nicht so, aber ich habe das häufig bei meinen MitschülerInnen beobachtet. Oft tut man Dinge, die man tun muss, nicht so gern. Da kann es ein Buch schon mal schwer haben. Vielleicht solltest du dem „Fänger im Roggen“ eine zweite Chance geben nach all den Jahren. Ich lese oft Bücher, die ich in der Schule lesen musste, noch einmal und kann diese heute ganz anders betrachten. Vielleicht auch weil mein literarisches Hintergrundwissen, aber auch Weltwissen heute ein ganz anderes ist als damals.
Welche Romane haben dich denn in deiner Jugend beeinflusst und inspiriert?
Liebe Juliane,
daran hatte ich auch schon gedacht: das Buch vielleicht doch mal zur Hand zu nehmen, auch um einfach zu gucken, was andere daran so fasziniert haben könnte. Jetzt hat man ja doch einen ganz anderen Blickwinkel.
Du fragst, welche Romane mich in meiner Jugend beeinflusst und inspiriert haben.
Romane…
…ich müsste überlegen, ob ich überhaupt Romane gelesen habe. Doch, ja, es gab welche. Aber wenige. Einigen wir uns darauf, dass ich über „Bücher“ im allgemeinen Sinne schreibe?
Es könnte ein etwas längerer Text werden, deswegen will ich es in meinem Blog „Textschiff“ tun. Und ich brauche ein wenig Zeit dazu. Also habe ein wenig Geduld. Ich melde mich dann mit einem Link, wenn es so weit ist. Okay?
Liebe Grüße, Ismael
Natürlich ist das okay und ich freue mich darauf. Ich bin schon gespannt, auf welche Bücher du dich dann beziehst.