In ihrem 2021 erschienenen Debütroman In Every Mirror She’s Black beleuchtet die nigerianisch-amerikanische Autorin Lọlá Ákínmádé Åkerström das Leben von drei Schwarzen Frauen in Schweden, die alle durch den selben einflussreichen weißen Mann miteinander verbunden sind.
In Lọlá Ákínmádé Åkerströms erstem Roman begegnen uns drei Frauen, deren Geschichten abwechselnd und temporeich aus der Ich-Perspektive erzählt werden. Da gibt es die erfolgreiche Marketing-Managerin Kemi Adeyemi, die vom CEO einer der größten Marketingfirmen überhaupt, Jonny von Lundin, aus den USA nach Schweden geholt wird. Zuletzt wurde Jonnys Firma für eine rassistische PR-Kampagne stark kritisiert – Kemi als neue Head of Diversity soll das nun richten. Obwohl für sie schon alles nach Tokenism riecht, lässt sie sich auf die lukrative Stelle und den Neuanfang in Skandinavien ein.
Auch das ehemalige Model – mittlerweile Flugbegleiterin – Brittany-Rae Johnson lässt sich von Jonny einlullen. Ein zufälliges Treffen mit ihm auf einem Flug von Schweden in die USA stellt ihr Leben auf den Kopf. Sie verliebt sich in den reichen CEO, wird ungeplant schwanger und zieht zu Jonny nach Schweden – ein Leben voller Luxus beginnt, aber auch eines im goldenen Käfig und mit einem Mann, der ein bisschen zu besessen ist von Brittanys Körper.
Und dann ist da noch die Geflüchtete Muna Saheed, die ihre Familie in Somalia verloren hat. Sie arbeitet als Putzkraft in Jonnys Firma und versucht Fuß zu fassen in Schweden, um sich ein neues Zuhause aufzubauen. Als wäre das allein noch nicht schwer genug, wird sie auch immer wieder von Schicksalsschlägen heimgesucht. Die Verquickungen von Klassismus und Rassismus treten in ihrer Geschichte besonders deutlich zu Tage.
Drei Schwarze Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch eint sie nicht nur ihre Verbindung zu Jonny, sondern auch ihre Erfahrungen mit unterschwellig-alltäglichem sowie offensivem Rassismus – seien es die Fetischisierung des Schwarzen Körpers, die bewusste Ausgrenzung aus Teilen der weißen Gesellschaft, der offensichtliche Tokenism oder der von außen auferlegte Druck, sich stets regelkonform, vorbildlich und angepasst zu verhalten. Ein einziger Fehltritt könnte nämlich den Ausschluss aus der weißen Mehrheitsgesellschaft bedeuten, egal wie erfolgreich, reich verheiratet oder gebildet eine Schwarze Person ist.
Neben dieser gesellschaftskritischen Komponente besticht der Roman durch einen sehr unterhaltsamen Ton – soweit ich das mit meinem Englisch beurteilen kann. Die Sätze sind einfach gebaut, lesen sich schnell weg und werden auch von Nicht-Anglist*innen verstanden. Nur Handlung und Figuren waren mir teilweise etwas zu schemenhaft. Beispielsweise hat mich der geheimnisvolle, wortkarge, reiche und zugleich verrucht-leidenschaftliche Jonny dann doch zu sehr an den ebenso holzschnittartigen Mr. Grey aus Fifty Shades of Grey erinnert – gähn. Auch dass Brittany zu Beginn des Buches als emanzipierte und gestandene Frau dargestellt wird und sich dann plötzlich einsperren lässt von ihrem Jonny, war für mich nicht durchweg plausibel.
Aber trotz allem: In Every Mirror She’s Black beleuchtet das Diskriminierungsdreieck race – class – gender aus drei unterschiedlichen Perspektiven und hebt sich so von anderen reinen Unterhaltungsromanen deutlich ab, sodass er mich trotz des teilweise konstruierten Plots und einiger eindimensionaler Figurenzeichnungen bei der Stange halten konnte.
Übrigens: Im August erscheint In Every Mirror She’s Black in deutscher Übersetzung von Yasemin Dinçer unter dem Titel In allen Spiegeln ist sie Schwarz im Orlanda Verlag.
Lọlá Ákínmádé Åkerström: In Every Mirror She’s Black | Head of Zeus Ltd. | 405 Seiten | 8,99 £ | Erschienen im Juni 2022 (TB-Ausgabe)