Und sonst so? [Monatsrückblick Februar 2024]

Stefans Elternzeit ist da, und damit – na ja, zumindest etwas mehr Lesezeit. Und die Sonne lässt sich mal wieder blicken, auch schön. Was sonst noch so los war im Februar, lest ihr hier.

Gelesen

JULIANE: Nachdem ich Anfang Februar Mein Name ist Estela von Alia Trabucco Zerán (Ü: Benjamin Loy) beendet habe – gutes Buch –, griff ich zu einem Roman, der auf Instagram immer wieder euphorisch besprochen wurde: Im Prinzip ist alles okay von Yasmin Polat. Leider war ich nicht ganz so überzeugt wie manch andere Leser*innen. Ich fand die verhandelten Themen – Mutterschaft, Gewalt in der Familie – gut gewählt und wichtig, aber der Stil war leider gar nicht meins, zu lang, zu redundant, zu erklärend. Schade. Dafür habe ich aber zum Ende des Monats noch ein Highlight gefunden, nämlich Liebesmühe von Christina Wessely. Auch hier geht es um Mutterschaft (inkl. postpartaler Depressionen) und wie man diese mit dem vorgeburtlichen Ich vereinen kann. Klug und einfühlsam und literarisch geschrieben – loved it.

STEFAN: Unsere gemeinsame Elternzeit tut dem Blog definitiv gut, wir können uns gerade gegenseitig sehr gut Zeitfenster geben, um mal wieder ein bisschen was zu machen. Ich habe ordentlich Altlasten abgebaut und fleißig Rezis geschrieben, die zwischen unseren WORTMELDUNGEN-Posts schon anliefen.

Im Februar war dies Nincshof von Johanna Sebauer, die Geschichte eines abgelegenen österreichischen Dorfs, das versucht, sich der komplexen Gegenwart zu entziehen und von der Landkarte zu verschwinden. Eine stimmungsvolle und unterhaltsame Parabel auf den allgegenwärtigen Stadt/Land- oder Peripherie/Zentrum-Konflikt unserer Zeit. Außerdem Arson von Laura Freudenthaler, eine sehr literarisch erzählte Near-Future-Dystopie, die das Feuer zur größten Gefahr einer vertrockneten Welt ausruft. Und zum Schluss noch Mindset, der Debütroman von Sebastian Hotz aka El Hotzo, der von einem windigen Männlichkeitsguru berichtet und die Manfluencer-Blase unterhaltsam aufs Korn nimmt.

Gelesen habe ich außerdem In deinem rechten Auge wohnt der Teufel von Olga Hohmann und Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten von Slata Roschal. Sehr unterschiedliche Bücher, die mich aber beide auf ihre Weise überzeugen konnten, auch wenn Ersteres es einem wirklich nicht leicht macht.

Gesehen

JULIANE: Ich habe es im Februar tatsächlich zweimal ins Kino geschafft. Geschaut wurden zum einen Anatomie eines Falls – ein beklemmendes Justiz- und Familiendrama mit der wunderbaren Sandra Hüller in der Hauptrolle, sehenswert, aber für mich kein Must-see – und zum anderen der queere Film All of Us Strangers, der schon jetzt zu meinen Filmhighlights 2024 zählt. Ganz sanft, liebevoll, aber auch mysteriös und brutal wird hier von queerer Liebe und Scham erzählt, mit tollen Schauspieler*innen in den Hauptrollen.

STEFAN: Im Februar habe ich die letzten beiden Staffeln True Detective geschaut. Nummer 3 fand ich wieder so überambitioniert wie schon Staffel 2 davor, besser zwar, aber am Ende scheint ein komplexes Erzählkonstrukt auf drei Ebenen um einen Fall gewickelt zu sein, der bei der Komplexität nicht ganz mithalten kann. Staffel 4, Night Country, spielt in Alaska und ist mit Jodie Foster in der Hauptrolle dann aber ein Highlight, das in Erzählweise und Stimmung direkt an die bis dato unangetastet großartige erste Staffel anschließt. Endlich ein würdiger Nachfolger!

Außerdem habe ich Fool me once auf Netflix geschaut. Fängt gut an und hat mich ordentlich reingesogen, aber nach zwei Dritteln der Staffel war irgendwie ein bisschen die Luft raus und man quält sich etwas zum Ende. Der Vorspann ist dabei eine Klasse für sich, so was schäbig Aussehendes habe ich bei einer sonst hochklassigeren Produktion noch nicht gesehen.

Gehört

JULIANE: Wer mich kennt, weiß, dass ich gut gemachte Reality-Formate mag. Und manchmal mag ich sogar YouTube-Channels, die diese Formate besprechen und analysieren. Einer davon ist der von Mirella Precek, deren sehr coole Show ich im Februar in Berlin besucht habe. Seit einiger Zeit hat sie nun auch einen Podcast zusammen mit Carlo Sommer. In Stets bemüht sprechen die beiden über Reality TV und alles, was die zwei Millenials sonst noch so bewegt – ein Laber-Podcast ganz nach meinem Geschmack.

STEFAN: Ich habe einen neuen Podcast vom Deutschlandfunk entdeckt, der aktuelle Wirtschaftsthemen mit einem historischen Blickwinkel beleuchtet: Crashkurs. In aktuellen Folgen geht es etwa um das Wirtschaftswachstum und die Klimakrise. Bei letzterer wird die »Reparatur« des Ozonlochs als internationaler, historischer Erfolg von Umweltpolitik mit dem aktuellen Kampf um Commitment verglichen und die großen Unterschiede in der Ausgangslage festgestellt, gleichzeitig aber auch Hoffnung auf eine Lösung gemacht.

Gemacht

JULIANE: Als Auftakt zu Stefans Elternzeit ging es für uns ein verlängertes Wochenende nach Leipzig. Dort haben wir bei schönstem Sonnenschein Freund*innen besucht, lange Spaziergänge unternommen, in Cafés abgehangen, Fine Dining zelebriert und das Baby mit dem Baby eines befreundeten Pärchens spielen lassen. Schön war das!

STEFAN: Ein Großteil der Unternehmungen im Februar waren tägliche Spaziergänge – das Baby muss gelüftet werden. Aber ich gehe auch wieder regelmäßig ins Fitnesscenter und bald steht mal wieder ein Konzert mit meiner Band an, es läuft also auch abseits des Kinderkrams weiter.

Filed under Blog, Mischmasch

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

Kommentar verfassen