Oktober ist Buchmesse, Juliane hat sie dieses Jahr auch wieder mitgenommen. Ansonsten klopft der literarische Frühling mit den ersten Titeln an und der meteorologische Herbst schlägt richtig ein. Was sonst noch so los war im Oktober, lest ihr hier.
Gelesen
JULIANE: Meine Leseflaute hält leider an, auch wenn mich tagtäglich Bücher umgeben – sowohl privat als auch beruflich –, immerhin ein kleiner Trost, auch wenn ich wirklich gern wieder mehr lesen würde. Na ja, genug gejammert, im Oktober habe ich immerhin ein (dickes!) Sachbuch geschafft: Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen. Eine wirklich intensive Lektüre über die Art, wie wir mit den eigenen Kindern umgehen, welche Fallstricke es dabei gibt, und wie unser eigenes Aufwachsen sich auf die Beziehung zu unseren Kleinen auswirkt. Sehr erhellend, sehr bereichernd – nicht nur für frisch gebackene Eltern.
Außerdem stand der Oktober im Zeichen des WORTMELDUNGEN-Förderpreises 2024, der uns wieder einmal kluge und gewagte Texte von jungen Autor*innen beschert hat. Wir durften den Preis mal wieder begleiten, schaut euch gern hier unsere Beiträge dazu an.
STEFAN: Ich hänge voll in Die Projektoren von Clemens Meyer, kein easy read, daher auch eher ein längeres Ding, bin im letzten Drittel. Aber bis jetzt immer noch sehr empfehlenswert. Nebenbei habe ich Klimaungerechtigkeit von Friederike Otto endlich beendet, ein wirklich empfehlenswertes Buch über die sozialen, kolonialen und politischen Gründe für die Klimakrise und deren Auswirkungen. Ein Buch, das die Klimakrise als solche sowohl wissenschaftlich erklärt als auch die verschiedenen Ebenen des Phänomens sehr anschaulich auseinandernimmt. Jetzt liegt Die Faltung der Welt von Anders Levermann bereit, ebenfalls ein Buch über die Klimakrise, das sich aber mehr auf die wissenschaftliche und politische Dimension beschränkt und ein neues Denken entwirft, das Wachstum und Wohlstand als Kategorien nicht abschaffen, aber sie komplett anders framen will.
Gesehen
JULIANE: Anfang Oktober habe ich Die Fotografin im Kino geschaut – einen Film über die beeindruckende Lee Miller, sehr gut verkörpert von Kate Winslet. Den Film an sich fand ich allerdings nur so mittel. Er war mir etwas zu glatt und hat mir durch die Musik in bestimmten Szenen zu sehr vorgeschrieben, was ich fühlen soll.
Außerdem waren wir im Oktober in zwei tollen Ausstellungen, einmal in der Andy Warhol-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie (leider schon vorbei) und im Kunsthaus Göttingen zu einer Comic- und Graphic Novel-Ausstellung (leider auch schon vorbei, und leider steht das Kunsthaus momentan vor der Schließung, Infos und Support-Möglichkeiten findet ihr hier).
STEFAN: Ich habe die Netflix-Serie You entdeckt und durchgeschaut. Was als unangenehme Stalkergeschichte beginnt wird mit der Zeit immer komplexer, ohne sich allerdings jemals komplett von der misogynen Persönlichkeitsstörung des Hauptcharakters zu lösen. Die ersten beiden Staffeln sind noch recht simpel aufgebaut, die dritte und vierte werden dann immer verzwickter in ihren Voraussetzungen, was ihnen aber nicht immer wirklich guttut. Den weirden Sog der ersten beiden Staffeln können die späteren nicht mehr wirklich entfalten.
Ansonsten habe ich noch den Knaller The Substance im Kino gesehen. Der Film ist fast schon eine Hommage an die Filme von David Cronenberg, steigert sich immer weiter in furchtbaren Bodyhorror hinein und kostet jede Einstellung bis weit über die Schmerzgrenze hinaus aus. Die durchgestylte Produktion hat mich dabei komplett gefesselt und macht den Film zu einem treffenderweise sehr körperlichen Erlebnis. Mit zu viel Logik darf man hier aber nicht rangehen, darum geht es dem Film nicht. Eine ekelerregende Fabel über Jugendwahn und Misogynie im Showbiz und weit darüber hinaus.
Gehört
JULIANE: Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich als Studentin back in 2010 in meinem WG-Zimmer zum allerersten Mal die URL »kino.to« in den Browser eingetippt habe. Was danach geschah, war einfach wild: Ich hatte Zugriff auf die neuesten Kinofilme FOR FREE – über die Qualität und das ewige Buffern sprechen wir mal nicht – und befand mich gleichzeitig in einer Grauzone, die mir auch immer ein bisschen Angst gemacht hat. Nervenkitzel pur. Dass hinter dieser Plattform der ehemalige Handwerker Dirk B. aus Sachsen steckte, er damit steinreich wurde und für seinen Clou ins Gefängnis wanderte, wusste ich bis vor Kurzem nicht. Das alles und noch weitere Hintergründe zu den Anfängen des (illegalen) Streamens erfährt man im MDR-Podcast KINO.TO – Die verbotene Streamingrevolution – gut recherchiert, spannend erzählt und ein absoluter Hörtipp.
STEFAN: Meine neue Band nimmt langsam Fahrt auf und ich versenke mich wieder in weirden, disharmonischen Alternative der 90er und 2000er. Momentan sehr viel Faraquet, die 2000 das Album The View From This Tower auf Dischord (dem legendären schrägen Alternative-Label, nicht der fast gleichnamigen Gaming-Plattform) und sonst noch ein paar verstreute Songs veröffentlicht haben. Wunderbar verfrickelt und trotzdem harmonisch, dazu geiler Sound und nie zu sehr in reinen Math-Rock abdriftend – einfach klasse!
Gemacht
JULIANE: Nachdem ich die beiden letzten Buchmessen aus dem für mich besten aller Gründe ausfallen ließ, ging es in diesem Jahr für genau 24 Stunden wieder zur Frankfurter Buchmesse. Sehr schön war es, vor allem die Begegnungen mit neuen und alten Bekannten, die inspirierenden Gespräche über Bücher und mein absolutes Highlight: Essen im Frankfurter Lieblingsrestaurant mit meiner Freundin Sophie. <3
STEFAN: Der Oktober war von einem kleinen Trip nach Göttingen und dem Beginn der Krankheitssaison geprägt, die in der Kita gleich mal mit einer Woche Komplettausfall reingehauen hat. In der Elternzeit natürlich kein Problem, aber schon mal ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.