Und sonst so? [Monatsrückblick April 2025]

Der April kommt seinem Ruf nach und lässt das Wetter Kapriolen schlagen. Als ob das in der Welt nicht sonst schon genug passieren würde. Wir machen wie immer das Beste draus. Was sonst noch so los war im April, lest ihr hier.

Gelesen

JULIANE: Jetzt habe ich den großen Bestseller der ersten Jahreshälfte auch endlich gelesen: Umlaufbahnen von Samantha Harvey, in der Übersetzung von Julia Wolf. Und was soll ich sagen … believe the hype. Ich habe schon lange nicht mehr ein so atmosphärisches und entschleunigendes Buch gelesen, das in ganz anderen Sphären spielt.

Danach habe ich mir ein Buch vorgenommen, auf das ich schon seit der Ankündigung durch den Verlag sehnsüchtig gewartet habe. In Für immer seh ich dich wieder schreibt Yannic Han Biao Federer so persönlich, wahnsinnig traurig und schön zugleich über den viel zu frühen Tod seines Sohnes Gustav. Ich weine ja eigentlich nie bei Büchern, aber hier standen mir dann doch ein paar Tränchen in den Augen.

Momentan lese ich den Debütroman von Christian Dittloff, Das weiße Schloss. Ich muss zugeben, dass ich etwas brauchte, um reinzukommen, aber jetzt doch gespannt bin, wie es mit dem Paar aus dem Buch und der ausgelagerten Care-Arbeit weitergeht. Ein interessantes Setting und vielleicht Überlegungen zur Zukunft der Elternschaft.

STEFAN: Ich habe Das Fest von Lucy Fricke beendet, es hat mir gut gefallen, aber mich nicht vom Hocker gerissen. Der Drive des Anfangs geht leider zu schnell verloren, der kurze Roman versackt ab der Mitte ein wenig. Trotzdem ein tröstliches Buch über das Altern und die Freundschaft.

Dann habe ich Die Welt nach Gaza von Pankaj Mishra gelesen. Ich hatte es mir in meiner mit Israel solidarischen, politisch aber kritischen Blase irgendwie zu bequem gemacht und wollte daher eine Stimme aus dem globalen Süden lesen. Das Buch hat mir dabei geholfen, meinen Horizont zu weiten, ich habe aber auch Kritik. Dazu dann mehr in der Rezension.

Außerdem habe ich Das Ende ist beruhigend von Carla Kaspari gelesen, eine Klima-Dystopie über Ausbeutung in einem höchst ungerechten apokalyptischen Deutschland. Leider konnte mich der Roman auf keiner Ebene so richtig überzeugen, es war mir alles irgendwie immer etwas zu wenig – literarisch wie inhaltlich.

Gesehen

JULIANE: Im April war es endlich so weit: Alle Folgen der neuen Staffel von The White Lotus sind nun online verfügbar. Für Stefan und mich der Startschuss für einen kleinen Serienmarathon. Staffel drei steht den anderen beiden in nichts nach. Eine Serie voller Zynismus, Witz, Skurrilität und sich selbst entlarvender reicher Personen – we love it.

Ganz anderes Genre, aber für mich genauso spannend: Die ARD-Produktion Raus aufs Land ging in eine neue Runde mit alten Bekannten und neuen Gesichtern. Für alle, die sich manchmal wie ich weg aus der Großstadt und raus aufs Dorf wünschen.

STEFAN: Es gibt einige neue Staffeln zu schauen. Fast beendet habe ich die siebte Staffel von everybody’s darling The Rookie. Hier hat sich der Hype langsam ausgelaufen, die Staffel ist gut, kann aber keine neuen Akzente mehr setzen und pluckert so dahin – man fühlt sich immer noch wohl mit den gut entwickelten Figuren, aber Spannung ist da nicht mehr. Außerdem habe ich Who is Erin Carter? auf Netflix geschaut, was als okaye Thriller-Unterhaltung durchgeht. Kann man machen, muss man nicht.

Ganz schön war Späti auf ZDF. Die schauspielerischen Leistungen sind eher unterdurchschnittlich, eigentlich überzeugt nur Gülseren Erkut als Aylin wirklich. Trotzdem schafft die Serie es, den Berliner Späti als Ort zu präsentieren, an dem die Welt zusammenkommt und irgendwie am Ende doch immer in Ordnung ist. Das ganze Chaos gehört einfach dazu, was von zahllosen Cameos noch unterstützt wird.

Gehört

JULIANE: Meine Arbeitskolleginnen mussten mich erst darauf aufmerksam machen: Bon Iver haben ein neues Album herausgebracht. Ich war zunächst skeptisch, da mir ihre letzten Veröffentlichungen irgendwie zu experimentell waren. Aber SABLE, fABLE bringt das zurück, was ich Anfang der Nullerjahre so sehr an Bon Iver geliebt habe: Gitarrenklänge, Melancholie pur und Justin Vernons unbearbeitete fragile Stimme.

STEFAN: Der Podcast Crashkurs – Wirtschaft trifft Geschichte ist zurück. Er konfrontiert wieder aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen mit ähnlichen Phasen aus der Vergangenheit und zeigt Parallelen und Unterschiede. Toll recherchiert und zugänglich präsentiert wurden so zuletzt die desolate Deutsche Bahn, die vielbeschworene Deindustrialisierung und der Fachkräftemangel beleuchtet.

Gemacht

JULIANE: Über Ostern waren wir dieses Jahr im Harz und konnten uns neben (fast zu) sonnigen Tagen über blühende Kirschbäume vor Fachwerkhäusern freuen. Außerdem ging es für mich ins SchwuZ zu Flush – ein Musical über Clubkultur und queeres Begehren. Großer Spaß mit drei tollen Schauspieler*innen, die bestimmt um die dreißig Rollen verkörpert haben – Wahnsinnsleistung!

STEFAN: Wir waren im April mal wieder als Paar mit Freunden abends im Restaurant essen – klingt bescheuert, das überhaupt zu schreiben, aber es war das erste Mal seit Längerem und gerade deshalb ein sehr schönes Erlebnis. Mit einem Kind muss man auf solche Abende hinarbeiten, was nicht einfach so von der Hand geht. Umso schöner, wenn es klappt.

Kategorie Blog, Mischmasch

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

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