Und sonst so? [Monatsrückblick August 2025]

August heißt in diesem Jahr Kitaschließzeit, also Urlaub! Es ging nach Dänemark, wo wir unglaubliches Glück mit dem Wetter hatten und sogar zum Lesen kamen. Was sonst noch so los war im August, lest ihr hier.

Gelesen

JULIANE: Niemals hätte ich gedacht, dass ich im Urlaub mit Kleinkind so viel zum Lesen komme, aber irgendwie hat es doch geklappt und ich bin sehr glücklich darüber. Ich habe ganze drei Bücher ausgelesen: Die Wand von Marlen Haushofer – richtig gut, verstehe jetzt, warum dieses Buch aus den 1960ern für so viele ein Lebensbuch ist –, Gym von Verena Keßler – auch toll, witzig und doch gesellschaftspolitisch – und Die Position der Löffel von Deborah Levy – Essays der Autorin, mochte die Sprache wie schon in Heiße Milch sehr, thematisch war es mir manchmal zu speziell.

STEFAN: Dank Urlaub war Lärm und Wälder am Ende schnell beendet und für gut befunden, wenn auch mit etwas sehr langem und behäbigem Beginn. Danach habe ich Eileen von Ottessa Moshfegh gelesen. Der Roman war für den Booker Prize nominiert und taucht sehr tief in die Atmosphäre seiner Zeit ein. Allerdings ist das Buch ca. 90% Build-up und dann 10% Eskalation, was für mich gerade mit der sehr spröden Eileen als Erzählerin nicht so richtig funktioniert hat. Aber gut genug, um gleich bei Ottessa Moshfegh zu bleiben, denn dann habe ich mir in Kopenhagen noch My Year of Rest and Relaxation gekauft und gelesen. Der Roman hat praktisch keine Handlung, taucht aber noch tiefer ab als Eileen und hat mich komplett in seinen Bann genommen. Ein beeindruckender Roman, und ein Buch, das ich mit keinem anderen so richtig vergleichen könnte.

Gesehen

JULIANE: Der Besuch der Großeltern hat’s möglich gemacht: Stefan und ich konnten im August zu zweit abends ins Kino gehen. In die Sonne schauen war gerade frisch angelaufen und hat sich mehr als gelohnt. In dem Film von Mascha Schilinski verwebt sich über etwa hundert Jahre hinweg das Leben von vier Frauen auf einem abgelegenen Vierseitenhof in der Altmark, wobei ihre Teenager- und Kindheitsjahre eng durch Erinnerung, Traumata und unausgesprochene Ängste verbunden sind. Mir gab In die Sonne schauen 2,5 Stunden innere Anspannung auf die beste Art – große Empfehlung, die Daumen für die Oscar-Nominierung sind gedrückt.

STEFAN: Ich habe im Kino 28 Years Later angeschaut. Die Fortsetzung der 28-Zombie-Filme nach knapp zwei Jahrzehnten spielt, wie der Titel schon sagt, 28 Jahre nach den ersten beiden Filmen, die den Ausbruch des Rage-Virus zeigen. Nun ist das Virus überall und die Menschen sind in kleine Gemeinschaften zersplittert, wo sie sich gegen die Außenwelt abschirmen. Das Leben ist eher wieder auf einem mittelalterlichen Niveau, mit sehr viel Normalisierung und sozialem Druck. Der Film zeigt, wie der 12-jährige Spike versucht, seine kranke Mutter zu retten und dafür allein mit ihr loszieht. Der Film war noch nicht perfekt, aber ein guter Beginn der neuen Trilogie.

Gehört

JULIANE: Ich habe im vergangenen Monat eine alte Folge des Podcasts G Spot von Stefanie Giesinger herausgekramt, nämlich jene, in der die Autorin Ruth-Maria Thomas zu Gast war. Wer ihr Buch Die schönste Version noch nicht kennen sollte, dem sei es an dieser Stelle wärmstens ans Herz gelegt. In der Podcast-Folge wie auch im Buch geht es um die Themen sexualisierte Gewalt, Misogynie und weibliche Sozialisation. Hörenswert.

STEFAN: Zusätzlich zu Legion habe ich noch einen weiteren Storytelling-Podcast gehört, nämlich Dark Agent, Im Netz der Geheimdienste vom Deutschlandfunk, den Nachfolger von Dark Avenger. Diesmal geht es um eine Spyware, die mutmaßlich von einem Staat betrieben wurde, um gezielt politische Menschen verschiedenster Prägungen auszuspionieren und von der bis heute unklar ist, wer genau dahintersteckt. Die Erzählung führt dabei immer weiter weg von der eigentlichen Spyware und hin zu der Frage, was Cybersicherheit eigentlich bedeutet und wie Staaten gezielt Softwarelücken ausnutzen und die Sicherheit ihrer Bevölkerung damit ständig aufs Spiel setzen. Leider ist das Ganze sehr repetitiv und dadurch etwas langatmig.

Gemacht

JULIANE: Wir waren mit Freunden und Kind zwei Wochen in Dänemark und hätten keine bessere Zeit haben können. An einem Tag ging es zum Städtetrip nach Kopenhagen, an einem anderen in eines meiner absoluten Lieblingsmuseen: Louisiana Museum of Modern Art. Die Sammlung und Ausstellungen dort sind einfach großartig, aber dieses Mal ist uns auch der tolle Spiel- und Bastelbereich für Kinder aufgefallen. Sowieso werden Kinder in Dänemark gefühlt stärker mitgedacht als in Deutschland. Wir werden wiederkommen.

STEFAN: Anfang August war ich auf der Premiere des neuen Romans von Kaleb Erdmann, Die Ausweichschule, der mittlerweile vollkommen zurecht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises steht. Bei bester Laune wurde der Roman vorgestellt und der Autor las einige Passagen, danach ging es noch in die Bar gegenüber. Ein überaus runder Abend.

Kategorie Blog, Mischmasch

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

3 Kommentare

  1. „In die Sonne schauen“ muss ich auch unbedingt noch sehen. Mich haben meine Urlaubswege diesmal während einer Skandinavienrundreise (N, S, DK) mit meinem großen Bruder auch nach Kopenhagen geführt. Was für eine tolle Stadt. Ich muss da unbedingt noch einmal für länger hin. Viele Grüße

    • Stefan Diezmann

      Film wie Stadt sind einfach toll, auch wenn wir aus Berlin kommend die komplette Ruhe auf dem Land doch mittlerweile vorziehen 😊

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