Leif Randt: Let’s talk about feelings

Vierzig in Berlin: Leif Randt schreibt mit Let’s talk about feelings einen Roman über ein irgendwie sehr mittleres Alter, das unaufgeregt sehr gut zu unterhalten weiß.

Marian ist Anfang vierzig und leitet seine eigene Boutique in Berlin-Schöneberg. Er trinkt gern Ingwerlimonade, auch mal verlängert, zum richtigen Anlass dürfen es aber auch Alkohol oder mal ein paar Partydrogen sein. So richtig Lust auf Feiern hat er aber eigentlich nicht mehr, er hat das Gefühl, langsam rauszuwachsen – auch wenn das in Berlin eigentlich nicht wirklich geht. Und er ist solo, was grundsätzlich für Marian kein Problem ist, doch er sehnt sich schon nach einer neuen Beziehung.

Dann folgen ein paar unterschiedliche Einschläge. Seine Mutter stirbt, seine Ex-Freundin wird Mutter, sein bester Freund kommt mit seiner kleinen Schwester zusammen. In Let’s talk about feelings von Leif Randt begleiten wir Marian dabei, wie er mit diesen Ereignissen umgeht und sie mit sich selbst verhandelt. Wie er wieder datet, ausgeht, und auch immer wieder auf Reisen geht. So macht der Roman einen großen Raum auf, der einen Kontrast zu der eigentlich sehr zurückgenommenen Handlung bildet und dadurch eine Spannung erzeugt.

Wie immer bei Leif Randt sind es solche Kontraste, die eine Spannung im Roman erzeugen. Die Distanz des Erzählers zu seinen Figuren und deren sachlich geschilderten innersten Regungen ist hier ebenfalls zu nennen, und nicht zuletzt das Near-Future-Setting, das unserer Welt durch kleine Veränderungen die heftige Schlagseite nimmt und ein wenig so tut, als spiele alles in den 1990ern, als alles irgendwie in Ordnung war.

»Soften Eskapismus« nennt der Autor das, und genau das beschreibt den Roman wohl am besten. Sehr unterhaltsam, aber wenig politisch involviert beschreibt er einen Mann im mittleren Alter – was bei mir natürlich auf offene Ohren stößt, bin ich doch praktisch der gleiche Jahrgang wie der Autor.

Leif Randt: Let’s talk about feelings | KiWi | 320 Seiten | 24 Euro | Erschienen im September 2025

Kategorie Blog, Rezensionen

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

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