Endlich Ruhe: My Year of Rest and Relaxation ist wohl der bekannteste Roman von Ottessa Moshfegh, der auch mich tief beeindruckt hat.

Erholung, Entspannung, Entschleunigung – das können wir doch alle gut gebrauchen. Die Protagonistin von My Year of Rest an Relaxation von Ottessa Moshfegh auch. Sie hat als Assistentin in einer New Yorker Galerie gearbeitet, die Sinnlosigkeit ihres Jobs, des Kunstbetriebs und der eingebildeten Kundschaft hat sie aber so gelähmt, dass sie zunehmend lange Schläfchen in der Kammer der Galerie machte und Kund*innen einfach wegschickte. Der Job war dann irgendwann vorbei, und damit stand eben das Jahr der Erholung und Entspannung an. Vielleicht auch, um den noch nicht allzu lang zurückliegenden Tod der Eltern endlich mal zu verarbeiten – auch wenn sie sich das nicht eingestehen wird.
Das heißt für sie aber nicht einfach nur, sich mal nichts vorzunehmen und in der Jogginghose auf der Couch zu liegen, während der Fernseher vor sich hin pluckert oder ein Buch auf dem Schoß liegt. Ihr Projekt ist ein einjähriger Winterschlaf, den ihr ein Cocktail verschiedenster Schlaftabletten und Antidepressiva möglich machen soll. Eine komplett unverantwortliche Therapeutin ist schnell gefunden, die ihr Zugang zu den heftigsten Mitteln gibt. Alles läuft so weit nach ihrem Plan, bis sie an ein besonders heftiges Schlafmittel gerät, das ihr mehrtägige Blackouts beschert, während denen sie ziemlich aktiv ihr eigenes Projekt untergräbt.
My Year of Rest and Relaxation lässt die Welt der Upper Class in New York, zu der die Protagonistin unzweifelhaft gehört, in ein tabletteninduziertes Delirium abdriften, das die Sinnlosigkeit und Oberflächlichkeit vieler Aspekte des Milieus nach außen kehrt. Dabei schwankt der Roman durchgängig zwischen dem abgeklärten schwarzen Humor und den Fiesheiten der Erzählerin und ihrer eigenen Trostlosigkeit, die sie immer weiter ausstellt. Es passiert äußerst wenig, wir begleiten sie zur Bodega um die Ecke, um den immer gleichen Einkauf zu tätigen, und lassen uns kleine Stücke ihrer Vergangenheit erzählen – doch auf mich wirkte der Roman trotzdem wie ein Thriller, bei dem ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Äußerst beeindruckend.
Ottessa Moshfegh: My Year of Rest and Relaxation | Vintage | 304 Seiten | 13,50 Euro | Erschienen im Mai 2019