Oktober ist Herbst und Buchmesse. Den Herbst kriegen wir alle, die Buchmesse wie schon in den letzten Jahren nur Juliane. Der Bücherherbst bleibt aber trotzdem allgegenwärtig, dazu kommt noch ein besonderes Event. Was sonst noch so los war im Oktober, lest ihr hier.
Gelesen
JULIANE: Der Oktober war in diesem Jahr ungewohnt busy, weshalb ich gar nicht allzu oft zum Lesen kam. Aber zwei Bücher habe ich dann doch beendet. Zum einen den für den Buchpreis nominierten Roman Im Herzen der Katze von Jina Khayyer – für mich eher eine Reportage über Iran und das Leben als Frau dort vor und nach der Revolution, aber sehr informativ und atmosphärisch. Zum anderen habe ich Wir alle von Heike Faller und Valerio Vidali gelesen. Nachdem ich die beiden Vorgängerbücher Hundert und Freunde schon sehr mochte, reiht sich Wir alle. Eine Reise zurück zu unseren Anfängen da sehr schön ein. Große Geschenkempfehlung für Menschen, die nicht viel lesen, aber Ästhetisches mögen.
STEFAN: Ich habe Die Prozesse, den zweiten Roman von Marius Goldhorn, gelesen und für sehr düster und gut befunden. Eine Dystopie aus dem faschistischen Europa einer nahen Zukunft, und der Versuch eines Gegenentwurfs – Scheitern inklusive. Außerdem habe ich den neuen Roman von Berit Glanz, Unter weitem Himmel, gelesen. Ein im besten Sinne schönes Buch, das Vergangenheit und Gegenwart der Migration von und nach Island als Thema hat, darin aber kleine Geschichten von Liebe und Glück erzählt, ohne dabei kitschig zu werden. Gerade lese ich Die Alarmierten. Was Verschwörungstheorien anrichten von Michael Butter. Ein Text über die Auswirkungen von Verschwörungstheorien, sowohl was deren ungenaue und pauschale Verteufelung auf der einen als auch ihre in den schlimmsten Fällen demokratiegefährdenden Auswüchse auf der anderen Seite anbelangt.
Gesehen
JULIANE: Seit Kurzem läuft »Franz K.« von Agnieszka Holland in den Kinos, eine filmische Biografie über den Schriftsteller Franz Kafka, die ich bereits vorab schauen durfte. Besonders beeindruckt war ich von seiner collagenhaften Erzählweise, der tollen Besetzung und der eindrücklichen Verflechtung von Vergangenheits- und Gegenwartsebene. Ein ganz besonderes Filmerlebnis und für Kafka-Interessierte ein absolutes Muss.
STEFAN: Ich war mal wieder im Kino, und zwar in der Berlin-Premiere von Stiller, der tatsächlich ersten Verfilmung von Max Frisch’ großem Roman. Auf knackigen 90 Minuten erzählt der Film die Geschichte einer Verwechslung, eines Versteckspiels, einer Identitätskrise, und streift dabei immer wieder elegant philosophische Fragen, ohne dabei abzudriften. Gutes Kino!
Außerdem habe ich noch die dritte Staffel von The Diplomat auf Netflix gesehen. Immer noch eine Keri Russell auf den Leib geschneiderte Performance, in der sie brilliert. Insgesamt fand ich die Staffel immer noch gut, aber nicht mehr so zwingend wie die ersten beiden. Es wirkte alles etwas viel und dadurch irgendwie nicht mehr ganz glaubhaft, und gerade das war die Stärke der vorherigen Staffeln.
Gehört
JULIANE: Es gibt einen neuen Podcast, der mich nicht nur thematisch vollkommen überzeugt, sondern auch durch seine Host Ruth-Maria Thomas, Autorin vom Roman Die schönste Version, den ich wiederum sehr geliebt habe, neugierig gemacht hat. Im rbb-Podcast Der Bruch – Frauen zwischen Ost und jetzt von Jana Kalms und Henrike Möller werden fünf ostdeutsche Frauen porträtiert, die nach dem Ende der DDR, im Umbruch der Wiedervereinigung ihr Leben in die Hand genommen haben. Fünf beeindruckende weibliche Biografien, die so viel über das große Ganze der Wendejahre Anfang der 90er erzählen.
STEFAN: Es ist unvorstellbar, aber mir sind die Podcasts kurzfristig ausgegangen und ich habe nach etwas Neuem gesucht. Gefunden habe ich Hateland, ein WDR-Podcast über Reichsbürger und Verschwörungstheoretiker. Die erste Staffel setzt bei den im letzten Jahr festgenommenen Reichsbürgern um Prinz Reuß an und sucht nach Rüdiger von Pescatore, einer herausstechenden Persönlichkeit im Netzwerk der »Gruppe Reuß«. Ein spannender Recherche-Podcast, der um die halbe Welt führt und einige höchst interessante Individuen in den Fokus nimmt.
Gemacht
JULIANE: Zwei vollgepackte Tage lang habe ich die Frankfurter Buchmesse besucht. Bücher staube ich mittlerweile kaum noch ab, das Schönste sind für mich die Begegnungen und Wiedersehen mit alten Bekannten und neuen Bloggenden, die mich am Ende selig lächelnd wieder zurück nach Hause fahren lassen.
STEFAN: Wir haben im Angesicht von fortschreitendem Alter und eben auch einem gemeinsamen Kind nun doch den Schritt in die gute alte Ehe gemacht. Der Verwaltungsakt war nett, die Feier danach mit Familie und Freund*innen umso schöner. Auch wenn sich sonst nicht viel verändert – doch ein schönes Gefühl, von so vielen netten Menschen begleitet zu werden.
