Leipziger Buchmesse 2018: Eine Liste

Und schwupps, schon ist die Leipziger Buchmesse 2018 wieder vorbei. Stefan und ich waren in diesem Jahr von Donnerstag bis Freitag auf der Messe, sowie am Sonntag bei den blogger sessions dabei. Samstag haben wir uns einen Day Off gegönnt. Wir haben liebe Menschen wiedergesehen oder auch zum ersten Mal im Real Life getroffen. Das war schön … eben wie ein kleines Klassentreffen. Wie auch im letzten Jahr präsentieren wir euch hier unsere ganz persönlichen Messe-Highlights abseits der wunderbaren Begegnungen.

Leipziger Buchmesse 2018

1. Die Lesungen

Eigentlich sind mir zwischen all den tollen Begegnungen, den netten Unterhaltungen und dem Herumstromern zwischen den Ständen die Lesungen auf der Messe ein wenig zu kurz gekommen. Naja, selbst schuld. Dennoch konnten wir ein paar Buchvorstellungen mitnehmen, und die waren dann auch ziemlich super. Am meisten Spaß hat mir die Lesung von Alexander Schimmelbusch aus seinem Roman Hochdeutschland bereitet. Das Setting war aber auch super, kurz vor Beginn der »legendären« Tropenparty saßen wir dicht gedrängt um den Autor in einem Spiegelraum des Leipziger Cafés »bau bau«.

Leipziger Buchmesse 2018Auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage auf dem Messegelände wiederum lauschten wir David Wagner, wie er aus seinem Roman Romania, der auf Tagebucheinträgen und Notizen basiert, die der Autor im Frühjahr 2002 während eines Aufenthalts in Bukarest geschrieben hat. Sehr unterhaltsam und vor allem kurzweilig schwimmt es zwischen Realität und Fiktion, dass der Autor sich während der Buchvorstellung selbst immer wieder vom Protagonisten abgrenzen musste.

Außerdem besuchten wir eine Veranstaltung zu den Lyrik-Empfehlungen 2018, wo über die Lyriktipps noch einmal ausführlich gesprochen wurde. Ganz besonders hat mich hier Tristan Marquardts Vortrag aus dem Band Unmögliche Liebe beeindruckt, den er zusammen mit Jan Wagner herausgegeben hat. Nie klang Minne schöner in meinen Ohren.

Und auch Clemens J. Setz haben wir mit seinem Bot gesehen, den Harald Staun von der FAZ tapfer interviewte. Interessantes Konzept, aber in der Praxis dann auch etwas statisch, wenngleich Setz mit seinem Humor einiges wiedergutmachen konnte.

2. Die Partys

Ach ja, diese Messepartys! Wir waren in diesem Jahr sowohl auf der Ullstein-Party als auch auf der weiter oben schon erwähnten Tropenparty. Jeweils größere Locations würden den Feten sehr gut tun. Die Musik war aber okay und wir haben viele liebe Menschen wiedergetroffen. Bei Ullstein gab’s dann zum Abschied noch ein Leseexemplar eines Debüts, das im September erscheinen wird. Wenn man dem Vorwort des Verlegers trauen darf, wird Lukas Rietzschel mit seinem Roman Mit der Faust in die Welt schlagen wohl der Shootingstar des nächsten Bücherherbstes. Ich bin gespannt!

Leipziger Buchmesse 2018

3. Klett-Cotta-Dinner

Donnerstagabend waren wir zusammen mit anderen Blogger*innen zum Klett-Cotta-Blogger-Dinner in das Leipziger Restaurant »Pilot« eingeladen. Wir haben uns sehr über diese Einladung gefreut. Es gab ein Drei-Gänge-Menü und drei Autoren lasen aus ihren Büchern oder erzählten etwas über ihre Werke. Den Anfang machte Christian von Aster mit seinem Fantasy-Roman Der Orkfresser – nicht so mein Genre, aber der Autor hat wirklich sehr unterhaltsam gelesen.

Es folgte Torsten Seifert mit Wer ist B. Traven?, Blogbuster-Gewinner 2017, der uns berichtete, wie es nach dem Blogbuster weiterging, wie es sich anfühlt, plötzlich ein Autor zu sein und was die »Internationale B. Traven Gesellschaft« eigentlich zu dem Ganzen zu sagen hat.

Am Schluss stellte dann 11FREUNDE-Redakteur Alex Raack sein Sachbuch über den Fußball-Fan Wolle vor, der zwischen den Mannschaften der DDR, wo er lebte, und den Bundesliga-Mannschaften hin- und hergerissen war. Ich bin jetzt generell kein Hardcore-Fußball-Fan und hätte wahrscheinlich auch nie zu diesem Buch gegriffen, aber nach der liebevollen Vorstellung durch Raack habe ich irgendwie Lust darauf bekommen. Zwischendurch gab es leckeres Essen, mein Favorit: die Crème brûlée.

4. S. Fischer-Empfang

Oh là là, auch S. Fischer entdeckt so langsam diese ominösen Blogger Relations für sich und hat zu einem kleinen Empfang am Stand mit Sekt und Nüsschen geladen. Wir sind schnell mit Lektor Albert Henrichs ins Gespräch gekommen und haben uns schon mal ein Debüt, das im Herbst erscheinen wird, anteasern lassen. Wir freuen uns sehr, dass sich S. Fischer in Sachen Blogs zu öffnen scheint. Gerne mehr davon!

5. buchmesse:blogger sessions

Die blogger sessions auf der Leipziger Buchmesse 2018 waren zum ersten Mal kostenlos und für alle frei zugänglich, was ich super fand – nächstes Jahr bitte wieder so.

Leipziger Buchmesse 2018Nach der Begrüßung ging es für uns los mit einem Gespräch zwischen Wolfgang Tischer (literaturcafe.de) und Linus Giese (Buzzaldrins Bücher) über mehr Mut beim Bloggen und das Einflechten von Einblicken ins Privatleben. Hier sprachen die beiden vor allem über Linus’ Transgeschlechtlichkeit und welche Folgen sein öffentlicher Umgang mit dieser in den sozialen Netzwerken nach sich zieht. Linus hat wie immer sehr beeindruckend und mit einer unglaublichen Stärke über seinen Weg berichtet. Allerdings fand ich Wolfgang Tischer als Gesprächspartner nicht unbedingt passend. Nicht nur, dass er in den ersten zehn Minuten bereits zweimal Linus’ Deadname erwähnte, auch seine allgemeine Haltung zu dem Thema kam mir insgesamt etwas unsensibel und verstaubt vor.

Leipziger Buchmesse 2018

Es folgte eine session mit Tilman Winterling (54books) zu Influencermarketing und Schleichwerbung. Einen ähnlichen Vortrag hatten wir uns bereits letztes Jahr von ihm angehört. Aber auch dieses Mal waren wieder interessante neue Infos dabei und die coole Vortragsweise von Tilman kann sowieso niemand überbieten.

Leipziger Buchmesse 2018Weiter ging es zu meinem persönlichen Lieblingspanel des Tages. Elif Kavadar (lost-in-written-words) und Mareike Hansen (crowandkraken) erklärten in einem knackigen Vortrag, warum auch Literaturblogs politischer werden sollten und wie das zu bewerkstelligen ist. Die beiden zeigten, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich auch im Bereich des Literaturbloggens zu engagieren. Bei der Auswahl der besprochenen Titel fängt es an und beim Setzen bestimmter feministischer, antirassistischer, aufklärender etc. Themen hört es noch lange nicht auf.

Leipziger Buchmesse 2018Einen gemischten Eindruck machte das Panel mit dem Namen »Hören wir auf zu kuscheln, lasst uns laut und stachelig werden!«, in dem Katharina Herrmann (54books), Jochen Kienbaum (lustauflesen.de) und Tobias Nazemi (buchrevier) einen Impulsvortrag hielten über – tja, und da fängt es auch schon an. Anlass war das Ende des Blog-Booms von 2015, als die meisten neuen Blogs entstanden und die meisten Artikel veröffentlicht wurden. Es ging um Gegenmaßnahmen wie mehr Vernetzung unter Blogger*innen, einem kompakteren Auftreten als Gruppe, möglichen Wegen zu mehr Qualität. Aber leider fehlte der rote Faden, sodass alle Teilnehmer*innen etwas ratlos zurückblieben, was durch die viel zu kurze Zeit für eine Diskussion am Ende noch verstärkt wurde. Die Blogger*innen stellten einen interessanten Ansatz vor, den man in einem anderen Rahmen noch mal genauer besprechen und durchdenken sollte.

Außerdem besuchten wir ein Panel zum Thema »Buchblogger im Vergleich«, in dem Karina Elm von NetGalley unter anderem verkündete, dass der Buchblogawards in einer überarbeiteten Version in eine neue Runde gehen wird. Beispielsweise wird man sich in diesem Jahr nicht mehr selbst nominieren müssen.

FAZIT

Ganz so euphorisch wie im letzten Jahr sind wir dieses Mal nicht von der Messe heimgekehrt. Aber ich denke, das liegt eher an uns, die wir nun schon zum zweiten Mal als BloggerInnen auf der Leipziger Buchmesse unterwegs waren. Die große Aufregung des Anfangs ist ein bisschen verpufft. Trotzdem werden wir die Leipziger Buchmesse 2018 mit all ihren tollen Buchmenschen in sehr guter Erinnerung behalten und freuen uns schon auf nächstes Jahr. Was ich mir für das nächste Mal auf jeden Fall vornehme: Mehr Lesungen und vor allem »Leipzig liest« besuchen!

Leipziger Buchmesse 2018

3 Kommentare

  1. Ich war leider noch nie auf einer Buchmesse und wollte diesmal eigentlich unbedingt zur LBM, aber irgendwie hat es zeitlich dann doch nicht geklappt. Vielleicht nächstes Jahr.

  2. Obwohl ich immer wieder es sehr genieße, Blogger zu sehen und mich mit ihnen zu unterhalten, auch auf dieser Buchmesse, hatte ich mir vorgenommen, die Vielzahl an Terminen etwas abzubauen. Ich war zwei Tage unterwegs und habe vor allem den Donnerstag genutzt, um mich einfach mal treiben zu lassen, an Ständen zu schauen, Lesungen oder Gespräche zu verfolgen. Schön fand ich die Preisverleihung und die unterschiedlichen internationalen Präsentationen. Was mir indes aufgefallen ist, dass am ersten Tag weniger Besucher kamen und auch die Hallen luftiger gestaltet worden sind, womöglich auch aufgrund weniger Aussteller. Schade, dass wir uns nicht begegnet sind. Viele Grüße

    • Liebe Constanze,
      vielleicht sollten wir uns das im nächsten Jahr auch einfach vornehmen, weniger Termine – mehr Treibenlassen. Jochen von lustauflesen.de hat das ja in diesem Jahr ähnlich gemacht. Ist das ein Trend? Sind wir Blogger*innen vielleicht übersättigt von all den Empfängen etc.?
      Wirklich voll war es auch am Wochenende nicht, mag aber auch an dem Wetter und der Verkehrssituation gelegen haben. Und für die Verlage wird die Leipziger Buchmesse als reine Publikumsmesse anscheinend immer unbedeutender – schade eigentlich. Und auch schade, dass wir uns nicht über den Weg gelaufen sind.
      Liebe Grüße!

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