Die Herbstprogramme gehen in die Vollen, gleichzeitig kehren wir letzte Sommererlebnisse zusammen, während die Pandemie über der Bundestagswahl in Vergessenheit gerät. Mal was anderes. Was sonst noch so los war im September, lest ihr hier.
Gelesen
JULIANE: Im September habe ich viel für die Arbeit gelesen, aber auch mit dem neuen Langessay Allein von Daniel Schreiber angefangen. Nach Nüchtern und Zuhause schon jetzt mal wieder sehr bereichernd für mich.
STEFAN: Man merkt, dass wir Urlaub hatten. Endlich sind zumindest wieder einigermaßen gleichmäßig Rezensionen erschienen. Vierzig Stunden Arbeit in der Woche gehen einfach nicht spurlos an uns vorbei, da hilft nur Urlaub. Ich habe den großartigen Roman Spitzenreiterinnen von Jovana Reisinger hier als auch im Büchergilde Magazin besprochen, ein absolutes Highlight. Bei den Jahreshighlights ganz oben hat sich dann aber Identitti von Mithu Sanyal eingereiht. Wahnsinn, wie der Roman die so sensible wie komplexe Debatte um »race« in einen Roman gießt, der unterhält und gleichzeitig in die Tiefe geht.
Bei den Sachbüchern konnten mich beide in diesem Monat gelesene Titel nicht komplett überzeugen. Für einen Umweltschutz der 99% von Milo Probst geht mir nicht genug über die im Untertitel versteckte Spurensuche nach Ansätzen zu einem nicht-elitären Konzept von Umweltschutz hinaus. Body-Bilder von Jörg Scheller ist in seiner Analyse der Veränderungen von Körperdarstellungen durch die Sozialen Medien zwar scharf, aber leider sehr unstrukturiert und setzt für mich mit dem Bodybuilding vielleicht auch einfach nicht den interessantesten Fokus auf das Thema.
Gesehen
JULIANE: Endlich, endlich, endlich gibt es eine neue Staffel der Netflix-Serie Sex Education. Bin wieder hin und weg, vor allem von der Story rund um Eric und Adam. Auch die dritte Staffel der Serie, die irgendwo in Großbritannien spielt, ist wieder genauso divers, witzig und aufklärend wie die beiden vorherigen. Und mit Jemima Kirke, die die Jessa in Girls gespielt hat und nun die Schuldirektorin in Moordale, bekam ich auch eine alte Bekannte zu Gesicht.
STEFAN: Neben der großartigen dritten Staffel Sex Education habe ich noch Cruel Summer geschaut. Die Serie von Jessica Biel erinnert thematisch an 13 Reasons Why und wird beständig auf drei Zeitebenen erzählt. Nicht ganz so vielschichtig wie die erste Staffel der Erfolgsserie, aber auch gut. Besser fand ich Brand New Cherry Flavor. Die Serie bedient sich großzügig bei den L.A.- und Hollywood-Filmen von David Cronenberg und David Lynch und kombiniert deren Body- und Psycho-Horror zu einer weirden Noir-Serie, die man gesehen haben muss. Highlight!
Bodenständig gut war Annabelle Comes Home. Nichts Neues, aber ich war nach dem Film durchgeschwitzt und habe lieber nicht in Spiegel oder dunkle Fenster geschaut – das spricht für wirksamen Horror! Dass mir das Gesicht der Puppe beim Raussuchen des Trailers gleich schon wieder Gänsehaut beschert hat, spricht wohl für sich. Ich hatte schon immer irgendwie Angst vor Puppen, was mir spätestens seit der Eingangsszene von Poltergeist mehr als bewusst ist. Umso schöner, die Angst so richtig zu kitzeln.
Gehört
JULIANE: Nicht nur die dritte Staffel von Sex Education ist der Hit, auch die Songs, die in jeder Folge gespielt werden. Ich habe bei Spotify eine Playlist mit fast allen Liedern aus allen drei Staffeln entdeckt und höre sie seitdem immer mal wieder.
STEFAN: Gerade läuft nur noch The Promise Ring! Beim letzten Mal schon empfohlen, taste ich mich jetzt immer weiter durch die Diskographie. Gerade bin ich bei Very Emergency von 1999, das mir auch sehr gut gefällt. Kann gerade gar nicht genug kriegen von dem treibenden, verspielten und melodieverliebten Punkrock.
Gemacht
JULIANE: Kaum zu glauben, aber wahr: Wir waren im September auf einem weiteren Festival. Für mich nach der Nation of Gondwana im Juli schon das zweite in diesem Jahr. Das Planet:C war eine abgespeckte Version der Fusion auf selbem Gelände in Lärz. Ein Wochenende lang haben wir mit Freund*innen getanzt, gut gegessen und gefroren – so ein Herbstfestival ist schon sehr speziell. Vor allem aber war es sehr schön.
Außerdem habe ich ein richtig tolles Wochenende mit meiner besten Freundin verbracht, u.a. ging es nach Lübbenau in die Spreewelten – mit Sauna, Massagen und der sehr besonderen Erfahrung eines Paar-Rasuls.
STEFAN: Lange haben wir darauf gewartet, endlich war es im September soweit. Wir haben unsere Lieblingstierbesuche im Berliner Zoo gemacht, ein Weihnachtsgeschenk von 2019. So konnten wir Tapire kennenlernen, die sich wie zweihundert Kilo schwere Katzen von uns haben Kraulen lassen. So nah sind wir an die Flusspferde zwar nicht rangekommen, aber auch die konnten uns aus nächster Nähe begeistern.
Am Ende bleibt immer ein schaler Nachgeschmack, denn natürlich sind Zoos nie der geeignete Lebensraum für Tiere. Gerade Elefanten in verhältnismäßig winzigen Gehegen machen einen da doch nachdenklich. Es ist schwer, hier den pädagogischen Nutzen mit dem Tierwohl abzugleichen. Ich denke aber, dass zumindest bei einigen Tieren eine ausreichend gute Haltung möglich ist, um die Gleichung hinzukriegen. Bei allen gezeigten Tieren ist das aber bestimmt nicht der Fall.
Außerdem waren wir als Wahlhelfer*innen bei der Berliner Wahl unterwegs. Bei uns aber ganz ohne Zwischenfälle, was man von Neukölln ja jetzt auch nicht unbedingt erwartet hätte. Eine anstrengende, aber auch sehr gute Erfahrung, die unser Vertrauen in die demokratischen Institutionen – trotz der unverzeihlichen Fehler an anderen Stellen in Berlin – stärkt und auch den Sinn der Bürger*innenpflicht schärft. Empfehlung!
Geklickt
JULIANE: Da wir für Ende Oktober einen Teneriffa-Urlaub gebucht haben, klicke ich mich gerade schon durch diverse Wanderführer und Travelblogs. Endlich wieder in die Wärme – juhu!
STEFAN: Sie haben die Schlussentspannung perfektioniert:
Das war doch dann wieder ein kunterbunter Monat bei euch. Und unser Wochenende war natürlich auch eines meiner Highlights im letzten Monat ♥