[class] 5 Fragen an Sharon Dodua Otoo, Ulrike Herrmann und Sinthujan Varatharajah

Heute Abend findet die zehnte und für dieses Jahr letzte Ausgabe der Diskussionsreihe »Let’s talk about class« über Wege aus dem Klassenkrampf im Berliner ACUD statt. Wieder einmal im Livestream als auch vor Livepublikum, dieses Mal zum Thema »Herkunft und Geld«. Zu Gast sind Sharon Dodua Otoo, Ulrike Herrmann und Sinthujan Varatharajah. Wir haben ihnen wie immer vorab fünf Fragen gestellt.

Let's talk about class #10

Sinthujan Varatharajah

© privat

Wie stehst du zum Begriff »Klasse« und was bedeutet er für dich?
klasse ist als analysekategorie unausweislich, um gesellschaftliche und ökonomischen verhältnisse zu verstehen.

Wie hat deine soziale Herkunft dich geprägt?
durch meine soziale herkunft ist es mir heute unmöglich, klassendifferenzen, -verhalten, und -beziehungen zu übersehen und zu ignorieren.

In welcher Situation würdest Du Dir wünschen, dass in Deutschland offener über Geld gesprochen wird?
in allen situation, ob im privaten oder öffentlichen.

Wärst du lieber in ein anderes soziales Milieu geboren worden? Wenn ja, in welches?
ich wäre lieber in einer gerechteren und egalitären welt geboren, in der das soziale milieu keine so entscheidende auswirkung auf das leben der einzelnen hat

Welche Bücher, Musik, Filme kannst du zu dem Thema empfehlen?
»why work?: arguments for the leisure society«

Sinthujan Varatharajah betreibt politische Geographie und sprach mit Moshtari Hilal in einem viel debattierten Instagram-Live-Talk darüber, wie sich Macht und Geld im deutschen Kulturbetrieb über Generationen bündeln.


Ulrike Herrmann

© privat

Wie stehst du zum Begriff »Klasse« und was bedeutet er für dich?
Der Begriff »Klasse« wurde von Marx völlig richtig definiert. Es geht um die Frage, ob man Produktionsmittel besitzt – oder nur die eigene Arbeitskraft.

Wie hat deine soziale Herkunft dich geprägt?
Ich stamme aus der Mittelschicht. Ich bin in einem Hamburger Vorort aufgewachsen, wo – zumindest in unserer Umgebung – vor allem Flüchtlinge aus den Ostgebieten lebten. Also aus der DDR, aus Schlesien, aus Ostpreußen. Auch mein Vater kam aus der DDR (Magdeburg) und war 1958 in den Westen geflohen.

In welcher Situation würdest Du Dir wünschen, dass in Deutschland offener über Geld gesprochen wird?
Immer. Ein Vorbild sind die Schweden. Da steht bei jedem Interview oder Porträt, wieviel jemand verdient – und wo er wohnt.

Wärst du lieber in ein anderes soziales Milieu geboren worden? Wenn ja, in welches?
Ich hätte nichts dagegen gehabt, adlig zu sein und die angeborenen Privilegien gratis zu genießen.

Welche Bücher, Musik, Filme kannst du zu dem Thema empfehlen?
Alles von Julia Friedrichs.

Ulrike Herrmann ist gelernte Bankkauffrau und taz-Redakteurin. Zu ihren Publikationen gehören Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht und Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie.


Sharon Dodua Otoo

Sharon Dodua Otoo
© Ralf Steinberger

Sharon Dodua Otoo ist Autorin und politische Aktivistin. 2016 gewann sie den Bachmann-Preis. Nach zwei Novellen erschien 2021 ihr Roman Adas Raum. In der Anthologie Klasse und Kampf schreibt sie über ihre Situation als alleinerziehende, lohnabhängige Mutter von vier Kindern.


Let’s talk about class #10

Bei der Gesprächsreihe »Let’s talk about class« im ACUD geht es am 16. Dezember ums Geld. Autorin Sharon Dodua Otoo, Journalistin Ulrike Herrmann und Politische*r Geograph*in Sinthujan Varatharajah sprechen mit Daniela Dröscher und Michael Ebmeyer über Schulden, Erbdynastien und Umverteilung.

Donnerstag, 16. Dezember, 20 Uhr – Liveveranstaltung im ACUD Studio mit zusätzlichem Livestream.

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