Und sonst so? [Monatsrückblick Februar 2022]

Nach dem Umzug kommt der Einzug – und mit ihm tausend Baustellen. Aber langsam lichtet es sich, und wir kommen an. Das Lesen und Schreiben kam dabei etwas kurz, aber wir sind auf dem Weg zurück, auch wenn der Krieg in der Ukraine nicht gerade dazu einlädt, entspannt auf dem Sofa zu liegen. Was sonst noch so los war im Februar, lest ihr hier.

Gelesen

STEFAN: Erst kommt der Umzug, dann der Einzug. Hinzu gesellte sich ganz unverhofft auch noch eine Kooperation, in der wir den WORTMELDUNGEN-Literaturpreis begleiten und die fünf Texte der Shortlist mit Interviews der Autor*innen vorstellen. Das hat unseren Februar ziemlich ausgefüllt – und zwar auf beste Weise, denn die Shortlist ist mit Theresia Enzensberger, Valerie Fritsch, Joshua Groß, Volha Hapeyeva und Deniz Utlu hochkarätig besetzt und ganz nebenbei auch größtenteils mit Autor*innen, deren Bücher wir auch schon hier vorgestellt haben. Hier könnt ihr alle Texte nachlesen.

PS: Nebenbei lesen wir aber auch weiterhin andere Bücher! Das Frühjahrsprogramm ist hochkarätig besetzt, ihr könnt euch bald auf Rezensionen zu den neuen Romanen von Fatma Aydemir, Senthuran Varatharajah, Philipp Winkler und mehr freuen! Und immerhin haben wir ein Kurz angerissen veröffentlicht.

JULIANE: Ich kann mich Stefan nur anschließen und ebenfalls die Lektüre der Shortlist-Texte des WORTMELDUNGEN-Literaturpreises empfehlen. Dauert nicht lang, aber lohnt sich umso mehr. Ich habe im Februar den zweiten Roman von Marieke Lucas Rijneveld, Mein kleines Prachttier, gelesen und muss nach dieser verstörenden Lektüre erstmal meine Gedanken ordnen, bevor ich etwas ausführlicher dazu schreibe. Ansonsten habe ich es mal wieder geschafft, die aktuelle Ausgabe des Missy Magazines von vorn bis hinten durchzuarbeiten – hat sich wie immer gelohnt.

Gesehen

JULIANE: Der Februar war bei mir ein sehr cineastischer und gucklastiger Monat, weshalb ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Vielleicht mit einer Amazon-Prime-Serie, die mir von meiner besten Freundin empfohlen wurde und die ich zusammen mit Stefan regelrecht weggesuchtet habe: Para – Wir sind King. Die Serie begleitet vier Freundinnen aus dem rauen Berliner Wedding, die durch einen zufälligen Drogenfund das große Geld wittern, sich allerdings immer tiefer in kriminelle Machenschaften verwickeln lassen. Viel Geschrei, viel Wut, viel Diversität – super Serie, große Empfehlung. Außerdem habe ich im Februar sage und schreibe vier Filme im Kino gesehen: Spencer (Film über Lady Diana mit Kristen Stewart in der Hauptrolle, fand ich so mittel), Un año, una noche (Berlinale-Film über den Anschlag im Pariser Bataclan 2015, guter Film, ein bisschen zu lang, ein bisschen verwirrend erzählt), Drii Winter (Berlinale-Film aus der Schweiz, sooooo gut, bin immer noch verliebt in die Kameraführung, das Schwizerdütsch, die (Laien-!) Darsteller*innen) und Licorice Pizza (auch sehr zu empfehlen, macht einfach Spaß und Lust auf lange, bunte Sommerabende, eine Romanze im allerbesten Sinn).

STEFAN: Neben viel Trash zur Entspannung habe ich mal wieder meiner Leidenschaft für Horrorfilme und -serien freien Lauf gelassen und an einem ruhigen Wochenende die neue Netflix-Serie Archive 81 durchgesuchtet. Lange verschollene Tapes, ein einsames Haus voller Kameras und geheimer Gänge, ein Dämonenkult – das gibt mal wieder keinen Originalitätspreis. Ich muss zugeben, dass ich hin- und hergerissen war, ob ich sie nun gut oder schlecht finden soll. Fakt ist, dass sie mich trotz aller Unstimmigkeiten und vergebener Chancen (noch mehr VHS-Ästhetik wäre sooooo gut gewesen!) perfekt unterhalten hat und nicht in die Falle von zu vielen Schockeffekten tappt. Also unterm Strich gute Sache. Die Erwartungen liegen bei Horror ja eh nie so hoch.

Gehört

STEFAN: Was will man machen. Es ist wieder Krieg in Europa und die Bilder sind furchtbar. Das Gefühl, nichts tun zu können, genauso. Und der Schock über die gescheiterte wertebasierte Weltordnung sitzt tief. Dementsprechend waren Nachrichten- und Politik-Podcasts neben der Tageszeitung (bei mir der Tagesspiegel aus Berlin) das Mittel der Wahl. Nach wie vor vor allem die Lage der Nation und Auf den Punkt von der Süddeutschen. Auch das gibt kein gutes Gefühl, aber zumindest den Eindruck, mich im Gewirr unsicherer Nachrichten nicht zu verlieren. Außerdem fand ich den Podcast zu den Suisse Secrets, ebenfalls von der Süddeutschen, sehr hörenswert.

JULIANE: »Die Menschen sind schlecht, und die Welt ist am Arsch.«

Gemacht

STEFAN: Wohnung, Baumarkt, Internetshopping, dazwischen Arbeiten – die Rubrik ist in diesem Monat eine Drehorgel, die aber ein absehbares Ende haben wird. Endlich.

JULIANE: Außerdem ging es im Februar mal wieder ins C/O Berlin. Die Ausstellung des Fotografen Harald Hauswald, die ich schon so lange sehen wollte und die nun zum Glück noch einmal aufgelegt wurde, hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Geklickt

STEFAN: Neben den ewig vielen Internetshops mit allerlei Möbeln und Baumarktseiten war auch hier nicht viel los – außer natürlich Nachrichtenseiten. Für den Krieg in der Ukraine habe ich sogar mal wieder den Spiegel besucht, insgesamt scheinen sich die etablierten Portale aber nicht viel zu geben, die Nachrichten sind recht gleich aktuell. Krass war aber natürlich mal wieder, dass sich die BILD aus Klickgeifer nicht zu schade war, diverses Archivmaterial zu entfremden, um irgendwelche News aus der Ukraine zu erfinden oder im besten Fall nur zu bebildern. Doppelt traurig, denn Menschen, die eh schon das Vertrauen in etablierte Medien verloren haben, werden dadurch nochmal mehr abgeschreckt und in ihren Kaninchenbau russlandtreuer Propaganda- oder Fake News-Portale getrieben – auch wenn nie jemand behauptet hat, dass die BILD ein etabliertes, naja, sagen wir seriöses Medium sei.

https://correctiv.org/faktencheck/2022/02/25/bild-tv-nutzte-in-bericht-ueber-russland-ukraine-krieg-falsche-videos-hat-den-fehler-aber-korrigiert/

JULIANE: Auch bei mir wurde im Februar vor allem auf diversen Nachrichtenportalen rumgeklickt, allen voran Tagesschau und rbb24. Wichtig ist aber: Handy und Liveticker auch mal weglegen und nicht komplett versinken im Weltschmerz, auch wenn es gerade sehr naheliegend ist.

Kategorie Blog, Mischmasch

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

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