Und sonst so? [Monatsrückblick Januar 2023]

Das neue Jahr ist da und damit auch wieder unser kleiner Monatsrückblick! Das Wetter ist einfach scheiße, da kann man ja mal was lesen, oder? Was sonst noch so los war bei uns im Januar, erfahrt ihr hier.

Gelesen

JULIANE: Neues Jahr, neues Leseglück. Ich habe mir in diesem Jahr vorgenommen, insgesamt zwanzig Bücher zu lesen. Klingt eigentlich wenig, aber ich habe immer wieder Phasen, in denen ich wenig lese – im Sommer zum Beispiel –, weshalb ich das mal als realistisches Ziel gesetzt habe und mich freue, falls ich es übertreffe. Der Januar ist auf jeden Fall schon mal gut gestartet. Ich habe das Sachbuch Klassenbeste von Marlen Hobrack gelesen. Die Autorin schreibt darin über ihre Mutter, beleuchtet intensiv die Figur der ostdeutschen Arbeiterin und stellt sich essenziellen Fragen des Klassismus. Ich freue mich schon jetzt auf das Romandebüt der Autorin Schrödingers Grrrl, das im März erscheint.
Außerdem ist wieder Wortmeldungen-Zeit. Auch in diesem Jahr dürfen wir den Wortmeldungen Ulrike Crespo Literaturpreis auf unserem Blog begleiten, was uns sehr freut. Anfang Januar haben wir deshalb die fünf nominierten Texte gelesen – und ihr könnt das ebenfalls hier tun. Lohnt sich!

STEFAN: Komplett unbeabsichtigt (ich schwöre!), aber keineswegs grundlos ist der Januar zu einem Monat Schwarzer Geschichte auf Poesierausch geworden. Alle drei von mir besprochenen Bücher drehen sich um Kolonialismus. Adas Raum von Sharon Dodua Otoo macht einen sehr poetischen Anfang. Der hochliterarische Roman erzählt überzeitliche Geschichten rassistischer Herrschaft vom 16. Jahrhundert bis heute und immer auf der Achse zwischen Afrika und Europa. Das weiße Denken von Lilian Thuram nimmt Frankreich in den Mittelpunkt und erzählt von diesem Punkt aus die Geschichte des Rassismus und wie dieser über Jahrhunderte das Weißsein zum globalen Normalzustand erhoben hat. Er schreibt facettenreich gegen dieses Denken an. Der Prix-Goncourt-Gewinner Die geheimste Erinnerung der Menschen von Mohamed Mbougar Sarr geht zum Abschluss wieder literarisch in die Vollen. Der Roman ist eine ebenso unterhaltsame wie literarische Spurensuche, die die verworrenen Wege der Literatur selbst feiert und die Geschichte des Kolonialismus im Vorbeigehen mit erzählt. Ein sehr starker Monat.

Gesehen

JULIANE: Der graue Januar ist einfach prädestiniert für Kinobesuche, und deshalb habe ich zwei super Filme geschaut: Everything Everywhere All at Once (abgedreht, berührend, vielschichtig, Explosion der Eindrücke) und Aftersun (geht ans Herz, auf eine gute Art bedrückend, krasse Schauspielleistung). Beides wahnsinnig gute Filme – große Empfehlung.

STEFAN: Der neue Dauerbrenner im Hause Poesierausch ist nach Die Discounter jetzt Superstore. Die Serie ist sowohl schreiend komisch als auch berührend in der Weise, wie sie (ausgewählte) menschliche Schicksale zeigt. Natürlich wird es nur selten wirklich tief, trotzdem ist die Serie kein bloßer Lacher. Die Charaktere wachsen einem so schnell ans Herz, dass das auch kaum möglich wäre.

Außerdem habe ich noch Warrior Nun durchgeschaut. Die Serie ist die perfekte Popcorn-Unterhaltung für nebenbei, die dabei ein paar meiner Lieblingsmotive mitnimmt: Mystery, Theologie, Martial Arts – und Feminismus! Es wirkt fast wie eine Action-Adaption von Matrix von Lauren Groff …

Gehört

JULIANE: Tatsächlich war ich in diesem Monat mal wo zu hören, nämlich bei Deutschlandradio Kultur in der Sendung »Lesart«. Und ich war mächtig aufgeregt, kann ich euch sagen. Es ging um die aktuellen Frühjahrsvorschauen und welche Bücherhighlights auf uns zukommen. Hört doch mal rein, wenn ihr mögt. (Ich habe mir den Beitrag übrigens nicht nochmal angehört – geht irgendwie nicht. Haha)

STEFAN: Auf der Suche nach dem ultimativen Album von Dinosaur Jr. bin ich nach wie vor kein Stück weiter. Während You’re Living All Over Me mit »In a Jar« meinen aktuellen Lieblingssong hat, der mir einfach immer ein Lächeln auf die Lippen zaubert, sind die meisten anderen Alben einfach viel tighter und nicht so sehr von endlosen Soli zersetzt. Dann ist da aber wieder dieser unfassbar geile Dirtsound des 1987er Albums, an den einfach schwer ranzukommen ist. Wobei Bug von 1988 mit seiner Hitdichte und dem nur kaum saubereren Sound nicht weit weg ist … Ihr seht, es sind harte Zeiten hier.

Gemacht

JULIANE: Im Januar sind wir ganz schön rumgekommen, waren zusammen auf der Grünen Woche (s. Bildbeweis unten), in den aktuellen, empfehlenswerten Ausstellungen im Schwulen Museum, bei einer tollen Veranstaltung zum Wortmeldungen Förderpreis im Literaturforum im Brecht-Haus sowie auf der rasanten Buchpremiere von Caroline Schmitt und ihrem Debütroman Liebewesen. Veranstaltungstechnisch ein guter Monat.

STEFAN: Ansonsten war im Januar noch nicht so schrecklich viel los, was gar nicht ungelegen kam. Aber eine Sache war dann doch, und zwar das erste Konzert mit meiner frisch getauften neuen Band Junk Bonds. Und es war der Wahnsinn. Ein perfekter Abend mit noch zwei wunderbaren Bands, was will man mehr. Irgendwann wird es auch Aufnahmen geben, aber ein Schritt nach dem anderen.

Geklickt

JULIANE: In unserem Wohnzimmer hallte es bis vor Kurzem sehr stark und für mich gab es nur eine Lösung für dieses Problem: einen Wandteppich. Werden auch gerade wieder trendy, glaube ich. Anhaltspunkt: IKEA listet seit Kurzem einen in der aktuellen Kollektion. Für mich ist es aber dieses schicke Teil geworden, hängt jetzt überm Fernseher und macht mich glücklich. Bleibt nur die Frage: Wie reinigt man das und muss man überhaupt? Um dieses Problem kann sich dann Zukunftsjuliane kümmern.

STEFAN: Das hat zwar jetzt auch ein bisschen was von der Geschaut-Abteilung, aber ich muss mal meinen Lieblingsvegankoch empfehlen. Gaz Oakley ist in erster Linie auf YouTube unterwegs und präsentiert dort regelmäßig neue Gerichte. Als Profikoch kann er aus ziemlich ausgefuchsten Routinen schöpfen und ist dabei aber meist nicht zu kompliziert unterwegs. Die Gerichte sind der Hammer, und er ist als Typ, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, einfach liebenswert. Schaut mal rein, es lohnt sich.

Kategorie Blog, Mischmasch

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

Kommentar verfassen