Gerade haben wir noch rumgenölt, dass der Winter nicht gehen will – schon ist Sommer. Die ersten Wochen ohne Wolken und mit hoher Waldbrandgefahr liegen hinter uns, das kann ja noch heiter werden. Was sonst noch so los war im Mai, lest ihr hier.
Gelesen
JULIANE: Der Mai startete für mich mit einem Jahreshighlight, das kann ich jetzt schon sagen. Kochen im falschen Jahrhundert von Teresa Präauer ist sowohl sprachlich (wie eigentlich alle ihre Bücher) als auch inhaltlich besonders, klug und auf die beste Art unterhaltsam. Lest es, wenn ihr es nicht eh schon getan habt. (Macht sich auch super als Geschenk zu jeglicher Gelegenheit, aber besonders natürlich, wenn man irgendwo zum Essen eingeladen ist.) Danach widmete ich mich einem der derzeitigen Hype-Bücher: 22 Bahnen von Caroline Wahl fing gut an und mündete dann leider in Kitsch und Klischees. Von mir gibt’s in diesem Fall also leider nur ein »Don’t believe the hype!«
STEFAN: Ganze vier Bücher haben es im Mai auf den Blog geschafft, gar kein schlechter Schnitt. Brandaktuell geht es in Birgit Schneiders Der Anfang einer neuen Welt zu. Das Sachbuch erkundet facettenreich mögliche Weisen zum Umgang mit dem und Reden über den Klimawandel, über mögliche Szenarien und Auswege. Aber natürlich auch über dunkle Seiten der gegenwärtigen Gegenmaßnahmen, in denen sich etwa postkoloniale Muster weiter fortschreiben.
Ein kleines Special gab es dann noch für Das Gramm, unser aller Lieblingskurzgeschichtenmagazin, das es übrigens auch bald ganz regulär im Handel gibt. Hier stelle ich drei aktuelle Bände vor.
Und dann gab es noch zwei weitere Sachbücher. Massenradikalisierung von Julia Ebner bietet einen äußerst niedrigschwelligen Zugang zu den düsteren Gedankenwelten rechter Szenen. Dabei sind es jedoch gerade nicht die klassischen Glatzen, die sich Ebner vornimmt, sondern Szenen wie Incels, Klimawandelleugner*innen oder Impfgegner*innen, die auch für Menschen der Mitte anschlussfähig sind.
Last but not least dann noch unser Patentitel zum Deutschen Sachbuchpreis 2023, Meron Mendels Über Israel reden. Leider konnte es den Preis nicht gewinnen, aber ich kann bestätigen, dass sich die Lektüre sehr lohnt. Mendel verfolgt einen vermittelnden Ansatz zwischen den verhärteten Fronten im nach Deutschland verlagerten Nahostkonflikt. Er zeigt auf, dass der Konflikt meist für identitäre Grabenkämpfe missbraucht wird, was der Diskussionskultur genauso einen Bärendienst erweist wie dem Konflikt selbst und den hierzulande lebenden Betroffenen – und er versucht, eine ebenso kritische wie empathische Position einzunehmen.
Gesehen
JULIANE: Ich habe im Mai leider eher nur mittelmäßige Filme und Serien gesehen. Darunter der prämierte deutsche Kinofilm Roter Himmel von Regisseur Christian Petzold. Wie schon sein Film Undine konnte er mich nicht vollends überzeugen, plätschert so vor sich hin, die Dialoge sind teilweise etwas hölzern. Dafür sind Setting und Atmosphäre wahnsinnig schön (Haus im Wald in Wassernähe – Träumchen) – und eine wie immer sehr tolle Paula Beer spielt mit. Ebenso unentschlossen lässt mich bisher die neue Staffel meiner eigentlich so geliebten Netflix-Serie Workin’ Moms zurück. Komme nach den ersten paar Folgen noch nicht so richtig rein, weil alles etwas zu überdreht wirkt. Wir werden sehen, wie’s weitergeht.
STEFAN: Im Mai habe ich mich tatsächlich mal wieder richtig auf eine Serie gefreut. Durch Zufall hatte ich die Ankündigung von Dead Ringers auf Amazon gesehen. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Film von David Cronenberg aus dem Jahr 1988. Als Cronenberg-Fan war ich darauf gespannt, wie der Plot um ein unzertrennliches, erfolgreiches, aber höchst toxisches Zwillingspaar von männlich zu weiblich wechselt. Keine Frage: Rachel Weisz ist unglaublich gut in der Doppelrolle, aber leider hinkt die Dramaturgie ihrer Performance ziemlich hinterher, der subtile Cronenberg-Horror ist in weiter Ferne. Cineastisch zwar sehr gut gemacht, fehlt es am Ende aber einfach am Spannungsbogen, um richtig zu überzeugen.
Eine kleine Agentenserie konnte mich auf cineastisch natürlich deutlich anspruchsloserem Terrain aber gut unterhalten: The Night Agent ist spannend und kurzweilig, aber komplex genug um nicht zu vorhersehbar zu sein. Gut!
Begeistert hat mich dann noch ein Film, und zwar Je suis Karl. Überzeugend werden hier die Abgründe der identitären Szene geschildert, die Verlockungen, die sie bieten, und die Kompromisslosigkeit, wenn es um Mitgefühl mit anderen geht. Harte Kost, richtig gut.
Gehört
JULIANE: Achtung, jetzt wird’s interessant: Ich war Ende des Monats auf einem der Berlin-Konzerte von Helene Fischer und habe noch nie zuvor eine so perfekte, reizüberflutende, aber gleichzeitig geniale Show gesehen. Helene mit dem Cirque du Soleil am Trapez (ohne Sicherung!), Helene am Roboterarm, Helene mitten im Regen auf der Bühne – da war viel los, und ich habe in Vorbereitung natürlich nochmal alle ihre Hits gehört.
STEFAN: Ich bin mal wieder ein bisschen in einer anderen Ecke gelandet und habe meine lange vergessene Leidenschaft für Hot Chip wiederentdeckt. Es darf also getanzt werden in der Bude, am liebsten zum 2006er Album The Warning. Große Hitdichte und mit »Over and over« einer meiner Favoriten – da macht man nicht viel falsch.
Gemacht
JULIANE: Im Mai habe ich ein paar sehr schöne Dinge unternommen, u.a. hatte ich einen Stand auf dem fancy Bücherflohmarkt der Vorleser_innen im H&M Mitte Garten (s. Foto), war mit meinem besten Freund seit 16 Jahren mal wieder im Tropical Islands und mit meinen Schweizer Freundinnen in der aktuellen Ausstellung des C/O Berlin (sehr empfehlenswert – vor allem mit Führung.)
STEFAN: Im Mai gab es als großes Highlight den ersten Junk Bonds-Weekender. Wir haben in Köln und Göttingen gespielt, viele Stunden im Auto gesessen und mindestens ebenso viele alte Freund*innen getroffen. Große Klasse.
Geklickt
JULIANE: Vom 23.–25.6. findet wieder das tolle Literaturfestival Prosanova in Hildesheim statt, und wir fahren hin. Yeah! Infos und Tickets gibt’s hier.
STEFAN: Welcome to Sloth Town! Highlight: Nacho going down to his weekly poop dance. Jetzt schon ein Klassiker.