Eine wütende Feministin trifft in einer WhatsApp-Gruppe auf Frauen aus der Bibel: In ihrem Debüt Bible Bad Ass wagt sich Edith Löhle in die Anfänge des Patriarchats vor.
Klara ist wütend. Auf Männer, auf patriarchalen Strukturen und Machtverhältnisse. Diese Wut unterdrückt sie im Alltag wahlweise oder bringt sie in aufgebrachten Wortgefechten zum Ausdruck. In ihrem Job als Journalistin bei einem Frauenmagazin versucht sie immer wieder, feministische Themen zu platzieren, wird dafür aber meistens belächelt – vor allem von ihrem Chef. Klaras Boyfriend Noah ist zwar auch ein Mann, aber zum Glück einer von der »guten Sorte«, der den feministischen Weltschmerz auch mal nachvollziehen kann. Die Wut auf Männer bleibt trotzdem.
Nachdem Klara die progressive Pfarrerin Annina für einen Artikel interviewt, wird sie plötzlich von einer unbekannten Nummer zu einer WhatsApp-Chatgruppe hinzugefügt. Nach und nach stellt sich heraus, dass es sich hierbei um einen Austausch mit den ausradierten, dämonisierten und beschuldigten Frauenfiguren aus der Bibel handelt, darunter Maria Magdalena, Lilith und Eva. Sie erzählen Klara ihre Geschichten und lassen sie nach und nach zu ihrer weiblichen Urkraft finden. Die Wut verwandelt sich mithilfe der Frauen über knapp 280 Seiten hinweg in Güte und Barmherzigkeit, was Klaras Welt ganz schön auf den Kopf stellt.
Ich hatte mich sehr gefreut auf diesen Debütroman – Covergestaltung, Klappentext und Ausstattung sind top. Die Grundidee, den ausgelöschten und dämonisierten Bibelfrauen eine literarische Bühne zu geben, finde ich großartig, aber leider ist die Umsetzung meiner Meinung nach nicht ganz gelungen.
Das größte Manko war für mich, dass wirklich alles bis ins Kleinste erklärt wird, jede Gefühlsregung der Protagonistin, jeder Schritt, jede Google-Recherche (und davon gibt es viele und wir sind bei jeder einzelnen hautnah dabei). »Show, don’t tell« wurde hier einfach übergangen, und mich persönlich langweilen Romane, die gar keine Leerstellen, keinen Raum für Interpretationen lassen.
Hinzu kommt, dass eigentlich nur Klara einen spezifischen Ton hat. Schade, denn gerade den einzelnen Frauen hätte man über die Sprache im Chat so gut eigene Stimmen verleihen können. Aber so gliedert sich der Roman sprachlich in die esoterisch angehauchten Bibelfrauen und die wütende, im Verlauf ebenfalls immer pathetischer klingende Klara.
Die Fakten zu den einzelnen Frauen aus dem Chat dagegen waren total spannend, aber ich frage mich, warum es hier die Romanform sein musste. Ein erzählendes Sachbuch hätte es vielleicht auch getan. Echt schade, aber Bible Bad Ass war einfach nicht mein Buch.
Edith Löhle: Bible Bad Ass | Leykam | 288 Seiten | 24,50 Euro | Erschienen im März 2024