Der Sommer ballert nochmal richtig durch, bevor dann der Herbst mit Nachdruck übernehmen wird – sowohl beim Wetter wie auch in unseren Bücherregalen. Was sonst noch so los war im August, lest ihr hier.
Gelesen
JULIANE: Der August fühlte sich irgendwie lang an, aber trotzdem habe ich vergleichsweise wenig gelesen. Anfang des Monats habe ich eine Kurzgeschichte von Sally Rooney in unserem Airbnb in Oslo gefunden und weggesnackt – die Freunde, die wir in Norwegen besucht haben, sagen, dass das eigentlich nicht richtig als Buch zählt, ich sage: DOCH! 😀 Mr Salary heißt die kurzweilige Story, kann man machen.
Weiter ging’s mit einer Graphic Novel aus dem Hamburger Indieverlag Ankerwechsel. Face with Tears of Joy von Karla-Jean v. Wissel beschäftigt sich auf humorvolle wie informative Weise mit Emojis. Sehr reichhaltig und wunderbar gezeichnet.
Zum Ende des Monats habe ich dann das neue Buch von Katja Lewina gelesen. Nachdem Lewina bisher eher für ihre Bücher über Sex und Partnerschaft bekannt war, geht es in Was ist schon für immer nun um die Endlichkeit des menschlichen Lebens, Tod und Trauer. Diese Themen interessieren mich ja generell, und wenn sie dann noch in so schonungslose und persönliche Essays verpackt werden, noch mehr.
STEFAN: Im August bin ich ganz gut zum Lesen gekommen. Mit Ungleich vereint von Steffen Mau habe ich wohl das Sachbuch der Stunde gelesen, denn die Ergebnisse seiner Studie über die Unterschiede zwischen dem deutschen Osten und Westen sagen ziemlich gut voraus, was gerade bei den Landtagswahlen passiert – untermauert mit Theorie und Empirie.
Zwei weitere ziemlich aktuelle Sachbücher habe ich noch gelesen, und zwar After Woke von Jens Balzer, in dem der Autor sich die Frage stellt, was nach den antisemitischen Tönen, die spätestens seit dem 7. Oktober letzten Jahres aus der sogenannten »woken« Bubble kommen, von der Idee der Wokeness noch übrig bleiben kann.
In die gleiche Kerbe schlägt Judenhass Underground. Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen, herausgegeben von Stefan Lauer und Nicolas Potter. Es nimmt den Antisemitismus der Linken in den Fokus, und zwar sowohl in seiner Historie als auch in der Verschärfung des letzten Jahres.
Romane habe ich aber natürlich auch gelesen, allen voran Plasmatropfen von Joshua Groß. Und was soll ich schreiben, der Roman ist wieder großartig geworden. Kein*e andere*r Autor*in fängt für mich Gegenwart sprachlich und atmosphärisch so greifbar ein wie er. Ein Jahreshighlight.
Darauf folgte der neue Roman von Markus Thielemann, Von Norden rollt ein Donner. Der Roman verbindet in einem heimeligen Heide-Setting dunkle Vergangenheit mit sich zunehmend verdunkelnder Gegenwart und geht dabei mutige Wege. Für mich völlig zurecht nominiert für den Deutschen Buchpreis dieses Jahr.
Gesehen
JULIANE: Im August ging die zweite Staffel der Netflix-Serie Kleo mit der tollen Jella Haase in der Hauptrolle an den Start. Wie schon die erste Staffel hätte ich auch diese in einem Rutsch durchschauen können … die Vernunft und der Ausblick auf ein früh wach werdendes Kind haben mich dann aber doch zurückgehalten. Kleo aber ist und bleibt eine der besten deutschen Serienproduktionen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Eine Empfehlung für alle, die ein Faible für Ost-West-Geschichte, Action, starke Charaktere und subtilen Humor haben. Freue mich schon auf Staffel 3.
STEFAN: Ich habe mich mal wieder einer alten Leidenschaft hingegeben und den neuen Alien-Film Alien: Romulus im Kino angeschaut. Er besinnt sich zurück auf die Anfänge der Serie und geizt nicht mit Horrorelementen und Schockmomenten. Nicht überragend, aber gut und gerade im Kino sehr effektvoll, ein guter Abend.
Außerdem habe ich mir noch eine trashige Netflix-Serie angeschaut, und zwar Obliterated. Der Plot um eine ausgelassen feiernde Spezialeinheit, die mitten im Vollrausch in einen neuen Auftrag geschmissen wird und eine Atombombe finden und entschärfen muss, ist ganz schön zotig. Am Ende schafft die Serie es aber, sich durchgängig treu zu bleiben und zotige, aber gute Unterhaltung mit schönen Momenten zu liefern. Hätte ich nicht gedacht.
Gehört
JULIANE: Am letzten Wochenende des Monats haben zwei liebe Menschen geheiratet, und mein bester Freund und ich waren als DJ-Duo gebucht. 😀 Ich habe also einen Großteil meines Augusts damit verbracht, Millenialmusik zusammenzusuchen und zu schauen, welche Songs die Tanzfläche füllen und sie auch voll halten. Es wurde am Ende ein wilder Mix aus David Guetta, Modern Talking und Marianne Rosenberg, und alle hatten wirklich viel Spaß.
STEFAN: Die Lage der Nation ist immer noch in der Sommerpause, zum Glück gibt es aber immer lange Interviews, um die Zeit zu überbrücken. Besonders gefallen hat mir im August dasjenige mit Jens Beckert vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung über wirksame Klimapolitik. Der Forscher analysiert ziemlich schonungslos die lasche Klimapolitik der letzten Jahre und macht nicht unbekannte, aber in ihrer Vehemenz interessante Vorschläge für die (hoffentlich noch lange vorhandene) Zukunft.
Gemacht
JULIANE: Es scheint ewig her zu sein, aber wir waren Anfang des Monats für ein verlängertes Wochenende in Oslo, um Freunde zu besuchen. Ich bin ohne Erwartungen hingeflogen – und mit dem unbedingten Wunsch, bald wieder dorthin zurückzukehren, nach Hause gekommen. Klar, es ist nicht die günstigste Stadt auf der Welt, aber sie bietet so viel Schönes: tolle Museen, Inseln, die per halbstündiger Fährfahrt zu erreichen sind, eine sehr beeindruckende Bibliothek, nette Menschen, schöne Architektur, mehrere Wasserfälle mitten in den Stadt, viele Parks, undundund. Und das Beste war natürlich, Zeit mit unseren Freunden zu verbringen.
STEFAN: Ich war im August endlich mal wieder auf einem Konzert. Zum Glück muss im Berliner Schokoladen immer um 22 Uhr alles vorbei sein, was mit dem Babywecker kompatibel ist. Und die Musik war auch super, denn es war die EP-Release-Sause von New Others aus Berlin. Schöner Dark-Wave-Post-Punk-Whatever.