[globale° 2024] Barbi Marković: Minihorror

Zu Minihorror von Barbi Marković hätte ich im Buchladen wahrscheinlich nicht gegriffen, da mich das Cover nicht besonders anspricht. Da die Autorin nun aber zur globaleº kommt, wollte ich es natürlich lesen. Und hatte die allerbeste Zeit mit diesem Buch!

Minihorror ist kein Roman, sondern es sind Erzählungen, die jedoch alle von den beiden Hauptfiguren Mini und Miki handeln und von ihrem gemeinsamen Leben in Wien erzählen. Jede Geschichte fängt ziemlich unauffällig an, Mini und Miki machen Urlaub, Mini und Miki gehen auf eine Party, Mini und Miki treffen einen Freund, Mini und Miki machen eine Radtour, Mini und Miki gehen zu IKEA.

Im Laufe der jeweiligen Erzählung gibt es dann eine alptraumhafte Wendung und am Ende geht es für Mini und Miki oft nicht gut aus. Mini verliert ihr Gesicht (im wörtlichen Sinne), Miki trifft in der Stadt überall auf Doppelgänger von sich selbst, Insekten und Schimmel bevölkern jeden Zentimeter in Mikis und Minis Wohnung, Monster und andere Katastrophen treten in ihr Leben. Das Absurde findet sich in fast jeder Geschichte wieder, wird aber nie völlig übertrieben, sodass die Geschichten immer eine Gratwanderung zwischen Realem und Alptraumhaften, manchmal fast Mystischem sind. 

Damit passt Minihorror perfekt in den Herbst und die Halloweenzeit, denn es lässt die Lesenden durchaus auch mal mit einer Gänsehaut zurück. Es ist schwer, das Buch aus der Hand zu legen, da man unbedingt wissen will, was Mini und Miki in der nächsten Geschichte wieder Merkwürdiges und Gruseliges widerfährt. Und auch wenn die Geschichten manchmal abgefahren sind, greifen sie viele wichtige Themen oder Momente des Alltags auf und sind oft ziemlich gesellschaftskritisch. Rassismus, Klimawandel, Mobbing, Verschwörungserzählungen oder Work-Life-Balance sind nur einige der Themen, die hier verhandelt werden. 

Die Sprache ist passend zu den Geschichten einfach und ungekünstelt. Für diejenigen, die traurig sind, wenn die Geschichten ausgelesen sind, gibt es am Ende noch etwas Bonusmaterial. In wenigen Sätzen sind hier jeweils Ideen für weitere Horror-Geschichten von Mini und Miki notiert, wie zum Beispiel: »Bakterien überwältigen Miki und er stirbt. Die Ärzte denken bis zum letzten Moment, es sei nur psychisch.« Oder: »Durch einen hirnlosen Fehler im Sozialverhalten verliert Miki alle seine Freunde.« Ich mag diesen Humor in Minihorror sehr gerne, hab oft aber auch einfach nur kopfschüttelnd dagesessen. Und ich würde nun gern noch viele weitere Bücher von Barbi Marković lesen.

Barbi Marković: Minihorror | Residenz Verlag | 186 Seiten | 24 Euro | Erschienen im Oktober 2023

Barbi Marković bei der globaleº 2024: Lesung und Gespräch am Samstag, den 2. November um 19:30 Uhr im Forum / Arbeitnehmerkammer Bremerhaven und am Sonntag, den 3. November 2024 um 18 Uhr im Theater Bremen. Der Eintritt kostet 10, ermäßigt 7 Euro, Tickets gibt es hier.

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Schon als Kind habe ich mich zu den brotlosen Künsten, insbesondere der Literatur, hingezogen gefühlt. Heute beschäftige ich mich auch im wissenschaftlichen Bereich mit Kunst und Literatur und blogge im Internet über alles, was mich so anspricht. Auf Poesierausch darf ich euch in diesem Jahr die Bücher des globale° Festivals für grenzüberschreitende Literatur in Bremen vorstellen.

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