Endspurt im Winter, so langsam lässt sich die Sonne wieder blicken und die Stimmung geht rauf. Leider noch nicht das Gesundheitslevel, aber mehr Licht ist ja schon mal ein Anfang – wenn schon die Wahlergebnisse nicht viel Freude verbreiten. Was sonst noch so los war im Februar, lest ihr hier.
Gelesen
JULIANE: Ich habe im Februar zwei Bücher gelesen, die ich beide wirklich gut fand. Zum einen das Debüt von Mascha Unterlehberg, Wenn wir lächeln, zum anderen eine Anthologie über Elternschaft. Mascha Unterlehberg schreibt in ihrem Debütroman über Freundinnenschaft im Jugendalter, die Zerbrechlichkeit von Banden und das Heranwachsen von Frauen im Patriarchat vor, das ich wirklich sehr gern gelesen habe.
Und obwohl ich eigentlich nicht der riesengroße Anthologie-Fan bin, hat mich Eltern werden aus dem Diogenes Verlag, herausgegeben von Kati Hertzsch, total abgeholt. Wahrscheinlich auch, weil das mit einem anderthalbjährigen Kind gerade voll mein Thema ist, aber ich mochte wirklich jeden einzelnen der Beiträge über alle Facetten von Elternschaft oder auch bewusster Nicht-Elternschaft. Auch ein super Geschenk.
STEFAN: Im Februar geht immer noch was beim Lesen. Zuerst habe ich Schwindel von Hengameh Yaghoobifarah gelesen, das mit seinem Panorama lesbischer Lebensentwürfe leider etwas an mir vorbeigezogen ist, aber durchaus interessante und unterhaltsame Stellen hat.
Danach habe ich Delulu von Julia Friese gelesen, deren ersten Roman MTTR ich sehr mochte. Hier taucht die Autorin wieder ganz tief in die Protagonistin ein, die kurz vor ihrem Tod noch einen ziemlich abgefahrenen und wirren Traum durchlebt. Für mich in der langen Romanform zu viel Abgefahrenheit und zu wenig Punkte, an denen man das Gesagte irgendwie festmachen kann. In der Performance der Autorin sind einzelne Kapitel aber großartig.
Zwei Bücher habe ich aber auch abgebrochen. Einmal Wie der seltsamste Traum von Lisa Krusche. Ich mochte ihren Coming-of-Age-Roman Unsere anarchistischen Herzen sehr, aber das neue Jugendbuch ist mir dann doch einfach zu viel … Jugendbuch. Ich fand es nicht schlecht, konnte mich aber auch nicht dazu durchringen, die ganze Kindergeschichte zu lesen. Wird aber fürs eigene Kind behalten, bin schon gespannt, was da irgendwann für Feedback kommt.
Und dann noch Punk von Eckhart Nickel. Das Buch ist eine Near-Future-Dystopie, geschrieben in einem gestelzten, an die klassische Moderne erinnernden Stil. Auch nach gut hundert Seiten kommt aber einfach gar nichts in Fahrt, weder Sprache noch Inhalt fand ich sonderlich interessant, also war Abbrechen die einzige Option. Ich fand das Cover gut und habe deshalb einfach mal zugegriffen, aber das hat hier leider mal nirgendwohin geführt. Schade.
Gesehen
JULIANE: Ich war im Februar auf der Weltpremiere von Karoline Herfurths neuem Film Wunderschöner – so richtig mit rotem Teppich und so, war mir vorher auch nicht klar, haha. Der Film war witzig, emotional und unterhaltsam, und für Menschen, die sich erst seit Kurzem mit Feminismus beschäftigen, sicherlich ein absoluter Gewinn.
STEFAN: Im ständigen Limbo zwischen krank und gesund braucht nicht nur der Magen leichte Kost, auch der Geist ist schnell zufrieden. Dementsprechend habe ich mich am casual watching erfreut und beide Staffeln Tracker auf Disney+ geschaut, eine Serie über einen Typen, der verschwundene Menschen findet und die Belohnung einstreicht. Nicht mehr als das, aber unterhaltsam und gelegentlich auch spannend.
Gehört
JULIANE: Auf meinen laaaaangen Spaziergängen mit dem kranken Kind habe ich mich vom ARD-Podcast Das Imperium Heidi Klum – Catwalk zur Macht berieseln lassen und nach all den Jahren Germany’s Next Topmodel immer noch allerhand Neues über »unseren« Exportschlager in Amerika erfahren. Wer nochmal nachzeichnen will, wie Heidi Klum so erfolgreich werden und bleiben konnte, dem sei dieser Podcast wärmstens empfohlen.
STEFAN: Ich bin mit Daughters mal wieder in einen ziemlich dunklen Noise-Kosmos abgestiegen. Vor allem das 2018er Album You Won’t Get What You Want ist ein düsterer Brocken, der richtig Spaß macht. Vor allem auf dicken Kopfhörern.
Gemacht
JULIANE: Stefan und ich hatten eine sehr schöne Night out im Februar. Wir waren auf der Buchpremiere von Ricarda Messner, die ihren Roman Wo der Name wohnt im alten West-Berliner Tanzlokal Café Keese vorgestellt hat. Eine besondere Location für ein besonderes Buch.
STEFAN: Wie oben schon angedeutet war ich bei der Premierenlesung von Delulu von Julia Friese. Man merkte, wie tief die Autorin in ihrer Protagonistin steckt – oder andersrum? In jedem Fall eine eindrückliche und sehr unterhaltsame Veranstaltung. Das sollte man sich nicht entgehen lassen, selbst wenn der Roman einem vielleicht nicht so gefällt.