Und sonst so? [Monatsrückblick Oktober 2022]

Oktober ist Buchmesse! Dieses Jahr war es tatsächlich so, und das war richtig toll. Mehr dazu und was sonst noch so los war, lest ihr hier.

Gelesen

JULIANE: Der Oktober lief lesetechnisch bei mir ziemlich gut. Den Großteil des Monats habe ich mich mit Daniela Dröschers neuem Roman Lügen über meine Mutter beschäftigt – ein Buch, das ganz zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Ich mochte es für seinen Tiefgang, seinen leisen Humor und seine Drastik.
Im Anschluss las ich einen schmalen, aber eindrücklichen Band aus dem wunderbaren Aki Verlag. Und was ich dir noch erzählen wollte von Dorothy Gallagher erinnerte mich an Joan Didion, und das ist immer ein gutes Zeichen.
Außerdem las ich meine allererste Graphic Novel. Inspiriert durch einen Theaterbesuch zog ich nach einigen Jahren endlich Der Ursprung der Welt von Liv Strömquist aus dem Regal, verschlang es und schiebe nun – weil’s so gut war – Der Ursprung der Liebe direkt hinterher.

STEFAN: Zwei Bücher pro Monat scheinen gerade wohl mein Schicksal zu sein. Diesen Monat war der longlistnominierte dystopische Roman Auf See von Theresia Enzensberger dabei. Mir gefiel ja ihr Debüt Blaupause damals schon ziemlich gut, nun kann auch das schwierige zweite Buch überzeugen. Ein Roman über (falsche) Hoffnungen, Geschlechterverhältnisse, Familie und vieles mehr.
Das zweite Buch war mal wieder ein Sachbuch. Rechte Bedrohungsallianzen von Wilhelm Heitmeyer, Manuela Freiheit und Peter Sitzer illustriert in seiner fundierten Analyse, wie das gegenwärtige gesellschaftliche Klima rechte Gewalt ermöglicht und unterstützt. Eine erschreckende und wichtige Lektüre.
Außerdem ging noch unsere Kooperation mit dem Wortmeldungen Förderpreis weiter. Schaut auch da mal vorbei, es sind echt richtig gute Texte dabei!

Gesehen

JULIANE: Immer wieder lagen mir verschiedene Menschen damit in den Ohren, dass ich doch jetzt endlich mal die schwedische Netflix-Produktion Liebe und Anarchie schauen sollte. Wäre genau mein Ding … Anfang des Monats dachte ich dann »Na gut, los geht’s!« und was soll ich sagen: Ist genau mein Ding! Ich liebe diese Serie, deren Handlungsort ein Verlag ist (sehr authentisch dargestellt!) und deren Hauptdarsteller*innen unfassbar gut spielen. Die Story um die Karrierefrau und Mutter Sofie, die durch ein freches Rollen- und Machtspiel mit dem IT-Mitarbeiter Max aus ihrer Komfortzone herausgelockt wird, ist witzig, lebendig und auch ein bisschen romantisch. Große Empfehlung!

STEFAN: Mit Devil in Ohio gibt es mal wieder eine gut gemachte Serie über mysteriöse Sekten im Mittleren Westen der USA. Sie erinnert etwas an die legendäre erste Staffel True Detective, etwas an das wahnsinnig gute The Outsider, und an vieles andere, denn zugegeben, so originell ist das alles nicht. Aber gut gemacht, das reicht ja manchmal schon.

Gehört

JULIANE: Ich wollte letztens etwas Gefälliges auf die Ohren, ein Hörbuch, bei dem es sich gut die Hausarbeit verrichten lässt. Also wählte ich den Bestseller Eine Frage der Chemie von Bonnie Garmus (aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann) und erwartete pure Unterhaltung. Unterhaltsam ist der Roman auf jeden Fall, aber auch überraschend feministisch. Denn die junge Chemikerin Elizabeth Zott muss sich im Großbritannien Anfang der 1960er Jahre in einer Männerdomäne behaupten und scheitert dabei nicht nur einmal. Dies ist der Roman einer außergewöhnlichen Frauenfigur – und das Hörbuch lief bei mir sehr schnell nicht einfach nur so nebenbei.

STEFAN: Ich war im Oktober endlich mal wieder auf ein paar Konzerten, das war einfach super. Einmal die große Reunion-Sause von Ritual, Patsy O’Hara und Empty Vision, dann ganz andersrum die Abschiedsshow der Berliner Urgesteine Nervöus. Da standen Tränen in den Augen. Aber mit Kara Delik habe ich eine andere Band zum ersten Mal gehört, die mich total geflasht hat. Türkischer Psychedelic gemischt mit etwas Post-Punk und drei Gesängen – perfekt!

Gemacht

JULIANE: Oktober = Frankfurter Buchmesse. Nachdem wir im vergangenen Jahr die coronabedingt abgespeckte Variante der größten Buchmesse der Welt besucht hatten, freuten wir uns in diesem Jahr wieder auf den vollumfänglichen Wahnsinn. Drei Tage lang waren wir in den Messehallen unterwegs, unterhielten uns mit lieben Menschen, lauschten Podiumsdiskussionen, stöberten in den Bücherregalen an den Messeständen und aßen für Messeverhältnisse relativ gut. Abends ging es dann zu Empfängen, Partys und traditionell einmal auch zu MoschMosch – schön war’s, aber drei Tage reichen dann auch vollkommen aus.

STEFAN: Da ich meine sonstigen Aktivitäten bei der Musik schon rausgehauen habe (die Soziophobie der Lockdowns ist noch nicht ganz überwunden), sei noch eine Veranstaltung hervorgehoben. Voland & Quist haben ihren 18. Geburtstag gefeiert, und das standesgemäß. Es wurde wild getanzt, gequatscht und getrunken bis in die späte Nacht. Richtig gute Messeparty, da dürfte es öfter mal so entspannte Geburtstage geben.

Geklickt

JULIANE: Gefangen im Liv Strömquist-Fieber schaute ich jüngst auf der Website ihres deutschen Verlags, dem avant-Verlag, welche Graphic Novels es von der schwedischen Autorin noch gibt. Drei weitere sind bereits auf Deutsch erschienen, jetzt habe ich die Qual der Wahl. Obwohl … ich denke, ich werde mir einfach alle drei zu Weihnachten wünschen und mich dann zwischen den Jahren auf der Couch verkriechen. Memo an mich: Guter Plan!

STEFAN: Was ist besser als ein Faultier (und nicht mehr Faultiere)? Ein Faultier und ein Beagle!

Kategorie Blog, Mischmasch
Autor

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

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