Juan S. Guse: Lärm und Wälder

Zurück zum Debüt: Lärm und Wälder, der erste Roman von Juan S. Guse, führt in eine Welt der Separation, des Preppens und des ständig drohenden Zusammenbruchs – und ist damit immer noch erschreckend aktuell.

Guse, Lärm und Wälder, Cover

Zum zehnjährigen Jubiläum habe ich mir nun endlich auch das Debüt von Juan S. Guse vorgenommen. Nach dem genialen Miami Punk und der wie ein Metatext zu seinen Romanen wirkenden Krypto-Reportage-Whatever Tausendmal so viel Geld wie jetzt also der Roman Lärm und Wälder.

Wir befinden uns in einer Gated Community in Argentinien. Drinnen heile Welt, draußen das Chaos – doch wie viel von dem, was die Bewohner*innen glauben und sich erzählen, ist eigentlich wahr? Ist es übertrieben, dass sie ständig die Hotline des Betreibers anrufen, mit den schrillsten Sicherheitsbedenken? Sind wirklich dunkle Gestalten nachts unterwegs? Und ist es wirklich nötig, auf den Tag X hin zu preppen und Nahrung, Waffen und Unterschlüpfe bereitzuhalten? Und was hat es eigentlich mit der evangelikalen Kirche auf sich, die die Communitys dort praktisch betreibt?

Lärm und Wälder ist getragen von einer Stimmung des drohenden Untergangs, die sich immer weiter verstärkt. Zu Anfang läuft alles für meinen Geschmack hier noch etwas zu langsam, die Geschichten sind etwas zu zerteilt, die Informationen kommen etwas zu langsam zusammen. Doch etwa ab der Mitte nimmt der Roman dann Fahrt auf und führt seine Stränge langsam aufeinander zu, sodass ein dystopisches Near-Future-Setting entsteht, das nach wie vor in all seinen Facetten super aktuell ist.

Juan S. Guse: Lärm und Wälder | S. Fischer | 320 Seiten | 19,99 Euro | Erschienen im Juli 2015

Kategorie Blog, Rezensionen

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

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