Und sonst so? [Monatsrückblick September 2025]

September ist ja immer der Start des literarischen Herbsts, so flattern auch dieses Jahr reichlich Neuerscheinungen rein, während sich draußen der Sommer endgültig verabschiedet. Was sonst noch so los war im September, lest ihr hier.

Gelesen

JULIANE: Im September hatte ich viel Vergnügen beim Lesen von Caroline Schmitts neuem Roman Monstergott. Darin wird das Aufwachsen und Leben in einer freikirchlichen Gemeinde beleuchtet, was mich in gewisser Weise an eines meiner Lieblingsbücher, Kein Teil der Welt von Stefanie de Velasco, erinnerte. Außerdem hat mich vergangenen die Graphic Novel Das Ende der Unversehrtheit von Autorin Dr. med. Bärbel Grashoff und Illustratorin Marie Luisa Kerkhoff über Brustkrebs sehr beeindruckt. Große Empfehlung für alle, nicht nur Betroffene und Angehörige.

STEFAN: Nach meinem kleinen Ottessa Moshfegh-Run (hier und hier nachzulesen) habe ich dann erstmal wieder deutsche Neuerscheinungen gelesen. Zunächst den Roman Medulla von Verena Güntner, der jetzt auch auf der Longlist des neuen Spiegel-Literaturpreises steht. Mich konnte der Roman über drei Paare, die auf unterschiedliche Weise am Druck einer Schwangerschaft zerbrechen, aber leider gar nicht überzeugen. Zu oberflächlich, klischeehaft und einseitig fand ich hier eigentlich alles. Schade, denn den Vorgänger Power fand ich richtig gut.

Dann habe ich auch noch den neuen Roman von Marius Goldhorn gelesen, Die Prozesse. Es ist eine düstere Near-Future-Dystopie, die eine Art Neuauflage der Pariser Kommune in der EU-Stadt Brüssel aufleben lässt und damit unsere heutigen Kämpfe in ein drastischeres Licht rückt. Schwer und trotzdem kurzweilig ist das eine Runde Sache, die auch deutlich reifer daherkommt als sein erster Roman Park.

Als Nächstes habe ich mir den neuen Roman von Berit Glanz vorgenommen, Unter weitem Himmel.

Gesehen

JULIANE: In der ARD Mediathek gibt es mal wieder eine tolle Doku-Serie: Being Franziska van Almsick. Ich liebe ja Biopics und habe mich deshalb sofort auf dieses über die ehemalige Weltklasseschwimmerin gestürzt. Sehr sehenswert – besonders erschreckend zu sehen, wie sie schon in Teenagerjahren sexualisiert und von den Medien, allen voran der BILD-Zeitung, fertig gemacht wurde. Besonders erfrischend fand ich ihre Berliner Kodderschnauze in jungen Jahren – eine wirklich gelungene Doku-Serie.

STEFAN: Wir haben uns die zweite Staffel von Wednesday auf Netflix angeschaut. Es war wieder wunderbar schräge Unterhaltung mit schönen feministischen Untertönen und wie immer sehr diversem Cast, also weiterhin höchstes Niveau. Jetzt bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung des nächsten Hochkaräters, Stranger Things im November.

Gehört

JULIANE: Als Jugendliche und auch in meinen Zwanzigern war ich großer Jennifer Rostock-Fan und so lag es nahe, dass ich auch mal in das autobiografische Buch der ehemaligen Frontfrau Jennifer Weist reinhöre. Nackt wurde von der Sängerin und Autorin selbst eingesprochen und hat mir gut gefallen. Das Hörbuch lädt nicht nur zum Schwelgen in alten Jennifer Rostock-Zeiten ein, sondern Weist klärt auch über Missstände und Machtmissbrauch in der Musikbranche und unserer Gesellschaft allgemein auf. Hier und da gab es für mich ein paar Längen, vor allem wenn es um die sehr detaillierte Beziehungsbiografie der Sängerin geht, aber Skippen ist ja erlaubt.

STEFAN: Wir waren in der Neuköllner Oper und haben das Stück Hunter angeschaut. Es basiert auf Liedern des Albums Homogenic von Björk, die von der Gesangsgruppe BODIES, zu der u.a. Kat Frankie gehört, interpretiert und in ein eher assoziatives College-Basketball-Setting integriert werden. Hört sich wild an, war es auch, aber auch eine tolle Erfahrung mit unglaublich gutem Gesang.

Gemacht

JULIANE: Anfang des Monats haben wir nicht nur den zweiten Geburtstag unseres Kindes gefeiert (schon sooooo groß!), sondern waren auch wie in den vergangenen Jahren beim LCB-Sommerfest, in diesem Jahr organisiert vom Suhrkamp Verlag. Es war wie immer sehr schön am Wannsee, mit lieben Menschen, interessanten Lesungen und tollem Pommes-Truck!

STEFAN: Ich war bei der Vorpremiere des Debütromans Brennen von Daniel Donskoy. Es war ein Event voller bekannter Gesichter aus Film und Fernsehen, allerdings komplett ohne mir persönlich bekannte Menschen – was die ganze Sache für mich etwas komisch gemacht hat. Ansonsten aber eine gute Veranstaltung, die Lust auf’s Buch gemacht hat.

Kategorie Blog, Mischmasch

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

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