Endlich wieder Kurzrezensionen, diesmal bunt gemischt mit Verschwörungsmythen von Michael Blume, Land in Sicht von Ilona Hartmann und Die Palmen am Strand von Acapulco, sie nicken von Charlotte Krafft.
Michael Blume: Verschwörungsmythen. Woher sie kommen, was sie anrichten, wie wir ihnen begegnen können
Nicht erst seit Trump und seiner Haus-und-Hof-Mythologie QAnon erfreut sich das Thema Verschwörungsmythen einer unerfreulichen Beliebtheit. Michael Blume nähert sich aus theologischer Perspektive, was bei einem Buch im Patmos Verlag wenig überraschend ist. Überzeugend trennt er die Welt in Menschen mit positivem und negativem Weltbild. Erstere glauben daran, als aktiver Teil in der Welt zu sein und sie durch ihr eigenes Tun beeinflussen zu können, letztere wähnen sich dagegen eher in einer Art Matrix, die von einer mächtigen Elite diktiert wird und ihrem eigenen Einflussbereich weit entrückt ist: »Nichts ist, wie es scheint«, wie Michael Butter sein Buch zum Thema treffend genannt hat.
Auch wenn mich der etwas pastorale Ton Blumes am Anfang etwas abgeschreckt hat, fand ich sein kurzes Buch doch sehr erhellend. Auch wenn es nichts grundsätzlich Neues mit in die Debatte bringt, ist der theologische Ansatz interessant und seine Beispiele gut gewählt. Auch der kurze praktische Teil am Ende ist erwähnenswert. Ein Empfehlung! [s]
Michael Blume: Verschwörungsmythen | Patmos | 160 Seiten | 15 Euro
Ilona Hartmann: Land in Sicht
Ilona Hartmann – bekannt für ihre witzig-ironischen Tweets, die ihre Fans seit einiger Zeit erfreuen – hat jetzt ihren ersten Roman geschrieben, erschienen im Juli diesen Jahres. Und wie bei ihren Tweets hat sie sich auch hier kurz gehalten. Auf 160 Seiten entwirft sie die Geschichte von Jana, die sich mit Dutzenden Rentner*innen auf eine Kreuzfahrt begibt, um endlich ihren Vater kennenzulernen. Der ist nämlich Kapitän auf jenem Schiff. So schlawenzelt Jana dann erst einmal unerkannt um ihren Vater herum, vebringt Zeit mit den Rentner*innen, beschreibt in Rückblicken ihr Aufwachsen ohne Vater, bevor es dann zur Offenbarung und Annäherung kommt.
Das passiert alles sehr schnell und wenn es um die Alten geht, teilweise auch ganz witzig. Leider wabert die Kreuzfahrtshandlung mir persönlich zu sehr an der Oberfläche, ohne sprachliche Besonderheiten zu bieten, ohne die Gefühle der Figuren wirklich fühlbar zu machen. Blickt Jana hingegen zurück auf ihre Vergangenheit, bekommt die Handlung durchaus ein paar starke, tiefergehende Momente. Die haben mich beim Lesen dann auch bei der Stange gehalten und von denen hätte ich gern mehr gehabt, aber dann war’s nach 160 Seiten ja auch schon wieder vorbei.
Alles in allem wirkte Land in Sicht auf mich wie ein literarischer Snack mit viel Potenzial – ein Roman, der vielleicht noch mehr Zeit gebraucht hätte? ich bin auf jeden Fall trotzdem gespannt auf das, was von Ilona Hartmann noch kommen mag. [j]
Ilona Hartmann: Land in Sicht| Blumenbar| 160 Seiten | 18 Euro
Charlotte Krafft: Die Palmen am Strand von Acapulco, sie nicken
Ich bin wirklich kein großer Freund von Anthologien. Ab und an versuche ich es aber mal wieder mit einer. Hier hat mich mein Hang zu pixeliger Computerspielgrafik der 1990er zum Zugreifen getrieben. Wenn mich etwas an die langen Tage mit Lucas Arts Point-and-Click-Adventures wie Monkey Island, Indiana Jones and the Fate of Atlantis oder Day of the Tentacle erinnert, komme ich nicht daran vorbei. Zu meiner Schande erliege ich da den Fängen der Nostalgie einfach immer wieder, so sehr ich mich auch widersetze: Guilty!
Zum Guilty Pleasure hat es für die Erzählungen von Charlotte Krafft bei mir aber leider nicht gereicht. Der wirklich hübsch gemachte Wendeband konnte mich nur stellenweise überzeugen. Zumeist haben mich die sperrigen Geschichten mit ihren meist etwas unmotiviert daherkommenden ultraromantischen Wendungen am Ende ratlos zurückgelassen. So ratlos, dass ich mich nach der Wende – also nach der ersten Hälfte – einfach nicht motivieren konnte, weiterzulesen. Schade drum, manche Geschichten haben durchaus Potenzial, hintereinander weg war das für mich aber nichts. [s]
Charlotte Krafft: Die Palmen am Strand von Acapulco, sie nicken | Korbinian | 160 Seiten | 16 Euro