Der Februar stand bei euren Pösis ganz im Sinne des Urlaubs. Eine kleine Flucht in die Sonne, jaja, was man sich nicht so gönnt. Was sonst noch so los war im Februar, lest ihr hier.
Gelesen
JULIANE: Ich war im Februar im absoluten Brigitte-Reimann-Fieber und habe während unseres Urlaubs sowohl ihre Tagebücher mit dem Titel Ich bedaure nichts als auch ihren nun erstmals in einer unzensierten Version erhältlichen Roman Die Geschwister gelesen. Das war herausfordernd, also vor allem die 460 Seiten Tagebücher plus Anmerkungsapparat, aber es hat sich auch gelohnt. Und mit Brigitte Reimann auf Sibirienreise zu gehen, während ich bei knapp zwanzig Grad am Strand liege, war ebenfalls eine spezielle Erfahrung. Also: #reimannlesen kann ich nur empfehlen.
STEFAN: Erstmal stand auch der Februar weiter im Zeichen der WORTMELDUNGEN-Shortlist. Bald wird die Gewinner*in des Preises bekanntgegeben, wir haben euch alle Texte hier vorgestellt.
Zwei Bücher habe ich dazu noch besprochen. Zunächst Gefährlicher Glaube von Pia Lamberty und Katharina Nocun. Das Sachbuch klopft das allgemeine Trendthema Esoterik auf seine Schattenseiten ab und hat da so einiges zu Tage gefördert. Leider fehlte mir bei allen krassen wie absurden Beispielen und schlüssigen Vermutungen die wissenschaftliche Grundierung bzw. ein Hinzugewinn an Erkenntnis. Ganz anders MTTR von Julia Friese. In bestechender Sprache schildert der Roman aus Sicht seiner Protagonistin eine Schwangerschaft, die immer wieder zum Horrortrip abzurutschen droht und liefert gleichzeitig auch ein Generationenporträt von irgendwie erwachsen gewordenen Millenials.
Gesehen
JULIANE: Hui, wir haben im Februar relativ viel vor der Glotze gesessen und dabei aber auch wirklich gute Sachen gesehen. Eine davon ist die ARD-Serie Asbest, in der der 19-jährige Berliner Momo Kaval in die kriminellen Machenschaften seiner Familie mit reingezogen wird und unschuldig im Gefängnis landet. Super Serie mit hochkarätiger Besetzung. Wer 4 Blocks mochte, wird Asbest lieben.
Außerdem sind Stefan und ich weiterhin im Sisi-Rausch und haben uns jetzt auch noch die Netflix-Serie Die Kaiserin angeschaut. Hat uns gut gefallen, hat sich schön weggebingt, aber ich frage mich, wann vielleicht auch mal andere spannende historische Figuren beleuchtet werden. Es kann doch nicht nur Sisi geben!
STEFAN: Mich hat eine neue Netflix-BBC-Produktion, der ich wirklich gar nichts zugetraut hatte, positiv überrascht: Red Rose. Der Evil-App-Teenie-Horror beginnt ziemlich random und braucht eindeutig zu lange, um in Fahrt zu kommen, aber dann wird es hinten raus doch noch richtig gut. Es geht um Coming-of-Age, Unsicherheiten, Liebe – Teenage Angst in voller Dröhnung eben. Dabei kommt eine gute Spannung mit rein, die sich nicht auf Schocker verlässt und auch Humor zeigt, ohne albern zu sein. Gute Sache!
Außerdem haben wir Paper Girls auf Amazon geschaut. Vollkommen unbelastet sind wir reingegangen und haben uns einfach von der Zeitreisegeschichte mitnehmen lassen. Die Serie lebt komplett von der Dynamik zwischen den Girls, die wirklich gut dargestellt und geschrieben sind. Zu viel nachdenken sollte man über den Plot aber nicht – classic Zeitreise eben, da wird es schnell dünn.
Gehört
JULIANE: Ich habe mich immer gefragt, was das für ein neuer Cui Bono-Podcast sein soll, der sich mit einem »Drachenlord« beschäftigt – Fantasy, Metal, was ist da los? Deshalb habe ich mich irgendwie auch lange nicht rangetraut, aber im Urlaub war es dann so weit und ich bin mal wieder begeistert. Dieser Podcast erzählt die Geschichte von Rainer Winkler und wie er durch gezieltes Cybermobbing nicht nur belästigt wird, sondern vor Gericht landet und schlussendlich aus seinem Heimatdorf wegziehen muss. Super recherchiert, reflektiert und unterhaltsam.
STEFAN: Nachdem ich früher im Jahr schon den Drachenlord-Podcast gehört hatte und mich gerade das Storytelling der Macher:innen und natürlich Khesrau Behroz als Host begeistert hatten, habe ich mir auch noch den zumindest bei mir etwas untergegangenen Podcast Legion: Hacking Anonymus reingezogen. Was soll ich sagen, ich war wieder ziemlich begeistert. Sowohl die Infos über das nebulöse Hackerkollektiv als auch die Dramaturgie haben mich überzeugt. Empfehlung!
Gemacht
JULIANE: Wir sind im letzten Monat einfach mal dem grauen Berliner Himmel entflohen und haben uns für gute zwei Wochen auf Madeira abgesetzt. Die Insel trägt zurecht ihre beiden Titel »Blumeninsel« und »Insel des ewigen Frühlings«, und ich würde noch »Wanderparadies« hinzufügen. Es war einfach schön: jeden Tag um die 18 Grad, tolle Landschaften, und Strandtage waren sogar auch dabei.
STEFAN: Vor dem Urlaub waren wir mal wieder im Theater und haben uns die neue Inszenierung von Büchners Lustspiel Leonce und Lena am Deutschen Theater in Berlin angeschaut. Krasser Abend, muss man sagen, denn das Stück ist für Zuschauer*innen wie Darstellende ein Kraftakt, der sich für mich aber gelohnt hat. Die absolut minimalistische Inszenierung exerziert den dunklen, bedrohlichen Kern des Stücks und lässt dabei kaum Atempausen. Ein Erlebnis!
Geklickt
JULIANE: Ich schreib’s, wie es ist: Es war im Februar die Wetter-App, die mich am meisten klicken ließ. Ist heute Wanderwetter? Ist es zu heiß, zu nass? OMG, die Sonne kommt nachher noch raus, wir müssen an den Strand!!!
STEFAN: Rumgeklickt habe ich den gesamten Urlaub lang wohl so viel in meiner Komoot-App wie noch nie. Sie hat uns dabei aber immer wieder sicher vor den Tücken sehr kurzer Beschreibungen sehr langer Wanderungen bewahrt und stets sicher ans Ziel gebracht. Eine Wohltat!