Und sonst so? [Monatsrückblick November 2022]

Der Winter ist da. Nach kurzem Prélude im September dreht er im November endgültig die Lautstärke auf. Wir treffen ihn auf dem Land in Schleswig-Holstein – hätte schlimmer kommen können für uns. Was sonst noch so los war im November, lest ihr hier.

Malerischer Sonnenuntergang im November in Deutsch-Nienhof

Gelesen

JULIANE: Ich kann es selbst noch gar nicht glauben, aber ich habe im November endlich mal wieder eine Rezension geschrieben, und zwar zu dem wunderbaren Buch Lügen über meine Mutter von Daniela Dröscher.
Neben 17 open mike-Texten (siehe weiter unten) habe ich dann noch Isidor, das Debüt der Journalistin und Moderatorin Shelly Kupferberg gelesen. Die Autorin begibt sich darin auf die Suche nach den Spuren ihres Wiener Urgroßonkels Isidor und zeichnet nur ein jüdisches Leben, sondern eine ganze Familiengeschichte nach.
Einen Teil einer anderen Spurensuche findet man seit Ende November auf unserem Blog. In Kooperation mit dem Hanser Verlag helfen wir euch, die Antwort auf die Frage »Wer war T. C. Elimane?« zu finden. Schaut doch mal vorbei, bis zum 8.12. könnt ihr noch mitmachen, es gibt tolle Preise zu gewinnen.

STEFAN: Eine magere Rezension hat es im November von mir auf den Blog geschafft. Ich gelobe Besserung! Aber mit Alternative Fakten von Nils C. Kumkar ist es ein Hochkaräter. Mit unprätentiöser Genauigkeit seziert der Soziologe das neue Phänomen rechter und rechtspopulistischer Kommunikationsstrategien, ohne dabei mit seiner eigenen Meinung hinterm Berg zu halten. So geht wissenschaftliche Literatur mit Haltung!
Außerdem gab es noch Kurzrezensionen von mir zu Engagiert euch! von Stéphane Hessel und dem Das Gramm-Band John Belushi von Alexandra Stahl. Während Ersterer gerade jetzt im Zusammenhang mit den Klimaprotesten erschreckend aktuell ist, überzeugt Letzterer durch eine melancholische Stimmung, die sich durch die Erzählung einer Trennung zieht.

Gesehen

JULIANE: Ich stehe ja einfach sehr auf Biopics, weshalb ich Stefan letztens dazu überredet habe, mit mir die Doku Apache bleibt gleich auf Amazon Prime zu schauen. Der Film erzählt sehr anschaulich und interessant, wie es dem Künstler Apache 207 gelang von null auf hundert in die Charts einzusteigen und wie es ihm so geht mit dem ganzen Fame. Nicht nur Biopic, sondern auch interessanter Milieueinblick.
In eine ähnliche, aber viel fundiertere Kerbe, weil anderer Blickwinkel, schlägt die Dokureihe #unterAlmans – migrantische Geschichte(n) von Radio Bremen, abrufbar in der ARD Mediathek. Die Journalistin Salwa Houmsi hat sich auf den Weg durch Deutschland gemacht, um Migrationsgeschichten sichtbar werden zu lassen und Deutschland als Einwanderungsland zu porträtieren – unbedingt anschauen!
Außerdem ist seit November die fünfte Staffel der Netflix-Serie The Crown online. Wer die Serie noch nicht kennt: Es geht um die britischen Royals, chronologisch erzählt, mittlerweile sind wir in den 90ern angelangt, also die »heiße« Diana-Phase. Bin auch nach fünf Staffeln noch großer Fan der Serie.

STEFAN: Neben einer denkwürdigen Folge Wer wird Millionär? aus dem mit Privatfernsehen versehenen Feriendomizil in Schleswig-Holstein hat mich vor allem eine Serie gefesselt, die mich auch noch nicht loslässt: Peripheral. Das mir ja eigentlich aus meiner Jugend noch sehr bekannte Prinzip von einer Folge pro Woche bringt mich hier fast um den Verstand, da die Serie mich einfach richtig gecatcht hat. Sci-Fi plus sowas wie Mystery, den erwartbar verqueren Westworld-Vibes genau wie Christopher Nolan-Feeling – da ist einfach viel drin. Auch der Cast stimmt. In Zukunft freue ich mich also immer noch etwas mehr auf die Freitage als sonst schon.

Gehört

JULIANE: Es gibt einen neuen Verlagspodcast, und ich habe ihn für euch getestet. Die Optimisten ist der offizielle Podcast des Eisele Verlags und jeden Monat trifft Moderatorin Jette Kötschau darin Menschen, die die Buchwelt gestalten. In der ersten Folge gibt es bspw. ein sehr interessantes Gespräch mit der Covergrafikagentur FAVORITBUERO aus München.
Darüber hinaus hat mich eine Folge TALK-O-MAT mal wieder sehr verzaubert, nämlich die von Henning May und Vanessa Mai (die beide übrigens in Wirklichkeit gar nicht Mai/y heißen …).

STEFAN: Zu den sich immer weiter ins Unmögliche drehenden Diskussionen um die Aktionen der »Letzten Generation« hat die Lage der Nation ein sehr gutes Stück im November gehabt. Die Scheinheiligkeit der politischen Debatte und die Unterstützung durch die Massenmedien werden gewohnt detailliert auseinandergenommen, genauso wie die grundgesetzverletzenden Präventivhaftbeschlüsse in Bayern – aber da ticken die Uhren ja eh anders. Muss man hören! Ebenso wie das Interview mit Christian Lindner und seinem schönen Deal Tempolimit gegen Atomkraft. Herrlich!

Gemacht

JULIANE: November ist open mike-Zeit. Zum 30. Mal wurden an einem Novemberwochenende im Berliner Heimathafen Neukölln die begehrten Preise für Nachwuchsautor*innen vergeben. Stefan und ich waren zum sechsten Mal als Teil der Blogredaktion am Start und haben uns zusammen mit Anne Sauer, Marlene Münßinger, Emma Rotermund und Hannah Schraven die Finger wund getippt. Was wir da so ins Internet geschrieben haben, könnt ihr auf dem open mike-Blog nachlesen.

STEFAN: Neben dem open mike – oder viel mehr davor – waren wir auch endlich mal wieder im Urlaub. Die holsteinische Schweiz zwischen Kiel und Rendsburg hat uns mit seiner ländlichen Idylle komplett aufgesogen. Wir haben auf Gut Deutsch-Nienhof täglich die Ponys besucht und den aufgeregten Puten gelauscht, die Rinder gefüttert und sind die Felder dabei rauf und runter gestapft. Ziemlicher Dämpfer dafür die Rückkehr ins Berlin der lauten Autos und schreienden Menschen – aber das gibt sich dann auch wieder, auch wenn die meisten Autos wirklich langsam gehen könnten.

Geklickt

JULIANE: Ich habe letztens einen coolen Online-Shop entdeckt, bei dem man tolle, fair produzierte Produkte aus zweiter Wahl und somit vergünstigt kaufen kann. Bei Mit Ecken und Kanten kauft man also doppelt nachhaltig – I like!

STEFAN: Das Urban Dictionary hatte auch schon mal Besseres auf Lager. Die Artikel zu Sloth Party und Party Sloth erscheinen irgendwie generisch. Ganz falsch sind sie aber natürlich auch nicht. Ich bin bei beiden dabei. Aber will ich auch die Tasse? Wohl eher nicht.

Kategorie Blog, Mischmasch

Ich bin im Niemandsland von NRW zwischen Tagebauten und Kraftwerken aufgewachsen, da gab es nur wenige Argumente gegen ausgiebiges Lesen, um der Tristesse zu entkommen. Dann ging es nach Aachen, später nach Köln, dann nach Göttingen und nun lebe ich in Berlin und arbeite als Buchhersteller. Nebenbei spiele ich noch in Bands, meine zweite Leidenschaft ist ganz klar die Musik! Oder doch Kochen und Essen? Schwer zu sagen.

2 Kommentare

  1. Christoph Starz

    Danke für die vielen guten Anregungen, alle in einer mir sehr sympathischen Geisteshaltung verfasst.
    Herzliche Grüße aus der Rhön von Christoph

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